|
Bildmaterial: Twentieth Century Fox
|
Mr. Poppers Pinguine
(Mark Waters)
Originaltitel: Mr. Popper’s Penguins, USA 2011, Buch: Sean Anders, John Morris, Jared Stern, Lit. Vorlage: Richard & Florence Atwater, Kamera: Florian Ballhaus, Schnitt: Bruce Green, Production Design: Stuart Wurtzel, Art Direction: Patricia Woodbridge, mit Jim Carrey (Mr. Popper), Carla Gugino (Amanda), Ophelia Lovibond (Pippi), Angela Lansbury (Mrs. Van Gundy), Madeline Carroll (Janie), Clark Gregg (Nat Jones), Jeffrey Tambor (Mr. Gremmins), David Krumholtz (Kent), Philip Baker Hall (Franklin), Maxwell Perry Cotton (Billy), James Tupper (Rick), Dominic Chianese (Reader), Charlie Semine (Cop #2 [Quint]) 95 Min., Kinostart: 23. Juni 2011
Die Karriere des Regisseurs Mark Waters habe ich während seiner letzten fünf Filme aufmerksam verfolgt. Mit Freaky Friday drehte er zunächst das Disney-Remake einer Disney-Familienkomödie, und einen der letzten Filme mit Lindsay Lohan, bevor sie aus ihrem Kinderstar-Status abstürzte. Auch bei Mean Girls spielte Lindsay die Hauptrolle, auf lange Sicht ist aber an dieser College-Komödie bemerkenswert, dass Lindsays Costars wie Rachel McAdams und Amanda Seyfried ihr mittlerweile den Rang abgelaufen haben, und das Drehbuch (nebst einer Winzrolle) von Tina Fey stammten, mittlerweile mit 30 Rock und mehreren Kinofilmen ein Comedy-Superstar.
Just Like Heaven war dann eine etwas andere Romantic Comedy, Waters’ Mut war bemerkenswert, das Publikum aber nicht bereit dafür. Mittlerweile hatte er sich mehrfach als Mainstream-Regisseur bewährt und durfte im Gefolge von Harry Potter und Narnia die Spiderwick Chronicles verfilmen, wobei er den megaerfolgreichen Vorbildern zwar nicht an der Kinokasse das Wasser reichen konnte, aber sein Film qualitativ (Schauspielerführung, Buch) mindestens mithielt. Dann folgte erneut eine etwas experimentelle RomCom, Ghosts of Girlfriends Past, ein zugegeben etwas misslungener Versuch, aus Charles Dickens’ A Christmas Carol etwas ziemlich anderes zu machen. Das jetzt nur am Rande, aber auch hier zeigte er mit dem Casting von Emma Stone in einer schauspielerisch durchaus herausfordernden Winzrolle erneut, dass er ein Gespür für kommende Stars hat.
Mit Mr. Popper’s Penguins hat er nun einen klassischen Familienfilm nachgelegt, bei dem ausgerechnet Jim Carrey, der andere Ebenezer Scrooge der letzten Kinojahre, eine nicht unähnliche Rolle spielte. Tom Popper hatte als Kind vor allem darunter leiden müssen, dass sein Vater fast ausschließlich über ein Funkgerät Kontakt zu seinem Sohn hielt. Tom ist längst selbst Familienvater, merkt aber trotz Scheidung offenbar nicht, dass auch er durch seinen Beruf (er erwirbt als angehender Juniorpartner sehr erfolgreich Immobilien und Grundstücke) den Kontakt zur Familie verliert. Natürlich ist sein Sohn etwa im selben Alter wie er damals, als sein Vater sich nach und nach aus seinem Leben verabschiedete, und die an der Schwelle zur Pubertät stehende Tochter ist bereits noch stärker entfremdet, während Tom sein Leben größtenteils über seine Assistentin Pippi (Newcomerin Ophelia Lovibond wird vor allem dadurch verschenkt, sich größtenteils durch Alliterationen auf P zu verständigen) meistert, die für ihn an Geburtstage etc. denkt und auch seine manipulativen Geschäftsgespräche unterstützt.
An diesem Zeitpunkt verstirbt nun Popper senior und vermacht seinem Sohn sechs Pinguine, die sein Leben durcheinander bringen, aber ihn seiner Familie wieder näherbringen (der Sohn hält die Pinguine für ein Geburtstagsgeschenk und Tom spielt mit), und schlussendlich natürlich wie bei Scrooge beweisen, dass er das Herz am richtigen Fleck hat.
Waters spielt perfekt auf der Familienfilm-Klaviatur, und abgesehen von den CGI-Effekten und einigen Guano-Gags hätte der komplette Film auch aus den 1970ern stammen können, was gleichzeitig seine größte Stärke und Schwäche ist. Angela Lansbury als Disney’s inoffizieller Patentante passt hier genauso ins Bild wie der fast verhalten agierende Carrey (dessen Antlitz durch seine Jahrzehnte von Gesichtsakrobatik auffallend faltig wirkt) oder Carla Gugino als seine (Noch-)Exfrau, die nach freizügigen Rollen in Sin City und Watchmen bereits in Race to Witch Mountain (ebenfalls ein Disney-Quasi-Remake eines 70er-Films) den Grundstein einer Karriere im Familienfilm-Genre legte.
Und wie The Zookeeper, Yogi Bear, Jumanji, Night at the Museum 4, 113 Dalmatians, Narnia 12, Alvin and the Chipmunks 31, usw. funktioniert der Film natürlich (insbesondere für Teppichratten-Zielpublikum) durch die ach so süßen CGI-Tierchen, wobei es nur eine Frage der Zeit war, wann die durch Madagascar, Happy Feet, Surf’s Up usw. sehr beliebt gewordenen Frack-Watscheler auch in einem Realfilm (die bekannte Doku mal außen vor) die Kids ins Kino locken. Ziemlich überflüssig, aber immer noch charmanter als der Transformers-Mist in 3D. Und mit dem größten Chaos im Guggenheim seit Tykwers The International.