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Musik, Rausch, Glaube, Wahn
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Angelica
(Mitchell Lichtenstein, Panorama)
USA 2015, Buch: Mitchell Lichtenstein, Lit. Vorlage: Arthur Phillips, Kamera: Dick Pope, Kostüme: Rita Ryack, Production Design: Luciana Arrighi, Art Direction: Matteo De Cosmo, Christopher Wyatt, Visual Effects Supervisor: Theodore Maniatis, mit Jena Malone (Constance / Angelica, grown-up), Ed Stoppard (Dr. Joseph Barton), Janet McTeer (Anne Montague), Tovah Feldshuh (Nora), Eliza Madore (Young Angelica), Glynnis O'Connor (Older Constance), Todd Faulkner (Mr. Pendleton), 95 Min.
Mitchell Lichtenstein war zwar als Regisseur mit Happy Tears (schon mal im Berlinale-Wettbewerb vertreten eine etwas schwunglose Dramödie, die auch eine Hommage an seinen Vater, den bekannteren Lichtenstein, war) und spielte einst in Ang Lees Bärengewinner The Wedding Banquet eine der Hauptrollen, aber sein Regiedebüt Teeth, einer der seltsamsten Horrorfilme, den man jemals im Panorama (oder sonstwo) sah, stellt für mich seine größte Leistung dar. Und sein neuer Film Angelica schließt daran fast nahtlos an.
In beiden Fällen geht es um junge Frauen in der Blüte ihrer Sexualität, denen das Ausleben davon erschwert wird. Insbesondere der vaginale Verkehr birgt hier große Gefahren. Bei Teeth wegen einer Besonderheit, auf die im Titel angespielt wird, für den männlichen Partner, bei Angelica für die junge Braut Constanze (Jena Malone), die nach einer schweren (und recht barbarisch ausgeführten) Geburt eine weitere vermutlich nicht überleben würde. Bei Teeth spielte eine »Alternative« zum vaginalen Verkehr bereits eine Rolle, im im viktorianischen London spielenden Angelica, in dem selbst gewöhnliche Masturbation von der reichlich verklemmten Protagonistin als »Insanity« eingestuft wird, bringt auch die andere Alternative nur Verdruss.
Und so steigert sich Constanze in eine unbegründete Besorgtheit um ihre Tochter (genau, die heißt Angelica), und der verbotene, aber nicht nur ihren Mann Joseph interessierende Sex gebiert Wahnvorstellungen. Constanze sah mal durch das Mikroskop ihres Mannes (der vor allem Vivisektionen durchführt und seine Frau aus nachvollziehbarem Grund nicht an seinem Arbeitsplatz sehen möchte, obwohl sie auch an der Wissenschaft großes Interesse hat) einige Typhus-Bakterien, die (also nicht genau dieselben …) schon ihre Eltern weggerafft hatten. Und nun halluziniert sie sich zunächst handgroße Bazillen zusammen, die in einem Wandschrank hausen (eigentlich naheliegend, denn da soll ja zum einen der »Boogeyman« leben und man kann dort zum anderen auch seine Sexualität wegsperren – irgendwann mussten die beiden sich ja mal über den Weg laufen … ).
Nachdem ihre Tochter die Frage nach einem imaginierten nächtlichen Besuch mit einem Traum über eine kürzlich vorgelesene Gute-Nacht-Lektüre verwechselt, wird Constanze in ihrem Wahn bestätigt und aus den Bazillen wird ein seltsamer »fliegender Mann«, der die Tochter bedroht und auch ihr nachstellt. Ihr unterdrücktes Verlangen verwandelt sich in eine Manifestation der männlichen Sexualität, die nun als derart bedrohlich empfunden wird, dass sie auch schon mal im Bett der Tochter um sich herum Feuer legt und somit immer stärker zur Bedrohung für die ganze Familie wird.
Eine zusätzliche Verschlimmerung der Situation kommt durch die Haushälterin Nora (Tova Feldshuh), die sozusagen »Provision« von einer Art weiblichen »Ghostbuster« (Janet McTeer) bekommen möchte, wobei diese therapeutisch durchaus bewanderte Anne noch am ehesten das Wohl Constanzes und nicht nur der eigenen Person im Auge hat.
Die ganze verdrehte Situation kulminiert dann in einer Szene, bei der eine Kastration die naheliegende Fortführung des weitaus blutigeren Teeth gewesen wäre, bei der sich Lichtenstein aber anders entscheidet (womöglich auch, weil Angelica nach einer Romanvorlage aus dem Jahr 2007 entstand und man sich daran orientierte).
Meine Lieblingsszene im Film ist die, die Constanze das letzte Mal im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zeigt, als ihr Mann sie gerade einweisen will und ein freundlicher Besuch eines Arzt-Kollegen zu einer weiteren (sehr realen) Bedrohung wird, sich aber ausnahmsweise nicht alle Personen im Umfeld sich (unbeabsichtigt) gegen Constanze verschworen haben und ihr insbesondere die Tochter zur Hilfe kommt.
Die Geschichte Constanzes wird hier verpackt in eine Rahmenhandlung gut 30 Jahre später, in der der erwachsenen Angelica (ebenfalls Jena Malone, nur mit aggressiverem Lippenstift, was auch eine deutliche Aussage beinhaltet) von der Mutter endlich die Geschichte erzählt wird, was aus dem Vater wurde, an den sich Angelica nur noch bruchstückhaft erinnern kann.
Um die Horroraspekte geht es in diesem Film eigentlich gar nicht so sehr (deshalb wurde das »Bazillenmonster« in Constanzes Vorstellung vielleicht auch so seltsam lieblos animiert), dafür ist aber die Psychologisierung der Geschichte clever durchdacht, fügt sich auf tolle Weise in das historische Umfeld ein (der holprige Beginn der modernen Wissenschaft, sexuelle Repression, Sensationalismus und andere Schauermärchen in der Literatur) und lässt dennoch Raum für Interpretationen (auch, wenn ich den Zeitsprung mit der fehlenden Erklärung einiger Umstände nicht so toll fand, aber sicher noch mal im Buch nachlesen werde, ob das dort auch schon so angelegt war). Vielleicht nicht so ein Heidenspaß wie Teeth, aber eine Hoffnung darauf, dass Lichtenstein nach dem einen Ausrutscher jetzt seine Nische entdeckt hat, in der er zu so was wie einem etwas fröhlicheren und sehr ironischen Nachfolger des frühen Cronenberg werden könnte.
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Cobain: Montage of Heck
(Brett Morgen, Panorama)
USA 2015, Buch: Brett Morgen, Kamera: James Whitaker, Eric Edwards, Nicole Hirsch Whitaker, Schnitt: Joe Beshenkovsky, Brett Morgen, Musik: Kurt Cobain, Nirvana, Animation: Stefan Nadelman, Hisko Hulsing, mit Kurt Cobain, Wendy O'Connor, Courtney Love, Krist Novoselic, Don Cobain, Jenny Cobain, Kimberley Cobain, Tracy Marander, 132 Min.
Was diese Dokumentation über die üblichen Panorama-Musikfilme weit hinaushebt, ist das Detail, dass man dem kleinen Wort »Montage« im Titel (übrigens die Kugelschreiber Beschriftung eines Mixtapes, dass der junge Kurt Cobain mal zusammengestellt hat) durchaus gerecht wird.
Erstmals von der Familie autorisiert, aus Unmengen von Material zusammengesucht und mit Frances Bean Cobain, der Tochter von Kurt und Courtney Love, als ausführender Produzentin. Frances Beans ersten Geburtstag hat ihr 1994 in den »Club 27« eingestiegener Vater noch miterlebt, davon gibt es gegen Ende des Films Videomaterial, aber der Einstieg in den Film erfolgt mit dem sehr jungen Kurt. Seine Mutter Wendy O'Connor erklärt, dass er auf beiden Seiten der Familie das erste Enkelkind war und wie ein Magnet wirkte. Dazu hört man eine sehr gut passende Glockenspiel-Version von »Come as you are«.
Bildmaterial © The End of Music, LLC
»Kurt was hyper, full of energy, always busy« und noch, bevor man ihn das erste Mal mit einer (Spielzeug-)Gitarre sieht, drückt er sich bereits kreativ aus. »Once he could draw, he drew all the time.« Und von den Kinderzeichnungen sieht man im Film eine Menge, beispielsweise eine von Charlie Brown und Snoopy, wobei Hundehalsband und Leine ein wenig das Gefühl vermitteln, dass Snoopy gewürgt werden würde.
Zu einer Zeit, als Scheidungen noch außergewöhnlich waren, trennen sich Kurts Eltern, der Vater Don heiratet neu, und Kurt wird mehrmals hin und her gereicht, »after a few weeks nobody wanted him«. Dazu gibt es ein Bild, das ihn am Strand, vor dem Meer zeigt, und die Assoziation zu Antoine Doinel und dem Freeze Frame am Schluss von Les quatre-cents coups drängt sich geradezu auf. An dieser Stelle bietet der Soundtrack einen sich lange Zeit wiederholenden Loop aus Something in the way, mit Geigenbegleitung, und man sieht einen Super8-Film von Kurt, der in zwei sich wiederholenden Einstellungen einen (in unterschiedliche Richtungen) rennenden Hund zeigt. Wie gesagt, die Montage in diesem Film ist teilweise magisch.
Neben dem konkreten Material aus Cobains Hinterlassenschaft nutzt Regisseur Brett Morgen aber gerade zu Beginn des Films auch mediale Bilder, die die historische Einordnung verdeutlichen sollen: US-TV der 1950er, B-Horrorfilme oder auch mal Godzilla, Inspirationen, die man in Kurts eigenen Filmen und Zeichnungen (leider oft animiert statt im originalen Zustand belassen) wiedererkennen kann. Der Junge tritt auch mit einer Mr.T-Maske oder einem Batman-Kostüm auf, und es gibt sogar einen echten Cobain-Comic (auch wieder animiert).
Der Hang zur Animation ist aber auch mal sinnvoll, wenn Tondokumente (Erzählungen) von Kurt bebildert werden (ein wenig ähnlich dem Linklater-Stil), besonders eindrücklich seine Geschichte von einem geistig behinderten Mädchen (»slow« ist hier seine Wortwahl), das von seinen Freunden besucht und unhübsch behandelt wird, dann aber auch in Kurts Entwicklung eine wichtige Rolle spielt. Erst schwört sich der pubertierende Kurt »I wouldn't commit suicide before I got laid«, dann besucht er das Mädchen, überlegt es sich aber anders – nur um dann trotzdem als »retard fucker« verhöhnt zu werden. Und wie mehrfach im Film betont wird: es gab nichts Schlimmeres für Kurt, als kritisiert oder disrespektiert zu werden. Da wird später auch noch ein deutlicher Akzent auf die Vanity-Fair-Journalistin Lynn Hershman gesetzt, die nach einem Besuch bei Kurt und Courtney Vergleiche mit Sid & Nancy bemüht und den Zustand des Apartments als »sick« zusammenfasst – was dadurch, dass ein späterer (natürlich unautorisierter) Biograph sein Wissen fast komplett auf eine Interview mit Hershfman stützt, einen Teufelskreis unterstützt …
Doch zunächst sieht man Kurt noch mit seiner ersten Freundin Tracy, die wie viele andere zwanzig Jahre später interviewt wird und vor allem verdeutlicht, dass alle um Kurt herum älter geworden sind und der unnatürlich frühe Tod seinen Kultstatus ähnlich wie bei James Dean und Konsorten natürlich noch weitaus stärker »aufgeblasen« hat als der Erfolg mit Nirvana.
Während Dave Grohl, der ja mit den Foo Fighters immer noch gut verdient, im Film etwas ausgespart wird (aber eine Danksagung bekommt), äußert sich auch Krist Novoselic, der dritte Mann bei Nirvana (in einem frühen TV-Auftritt sind sie noch mit »Curt« und »Chris« untertitelt) im Interview, wobei auch der inzwischen wie ein Familienvater oder Buchhalter aussieht und die Situation wie folgt zusammenfasst: »I'm lucky, I had beer and wine. Kurt had heroin.«
Im letzten Drittel lässt der Film etwas nach und begeht den Fehler, eigentlich genau so sensationalistisch zu sein wie von ihm verteufelten Medien. Wo es doch viel interessanter ist, den Unterschied zwischen Kurt und seinen Bandkollegen zu beobachten, die beispielsweise tönen »We're prepared for the rock'n'roll lifestyle«, während er durch etwas, was man wie ein kleines Stottern erklären könnte, aus MTV »MTTV« macht, oder auch »empty TV«, oder zunehmend genervt reagiert, wenn er immer wieder seine Texte »erklären« soll.
Immerhin gibt es auch noch am Schluss Momente des Glücks, wenn private (manchmal sehr private) Aufnahmen mit Courtney unterlegt werden mit einer von Kurt aufgenommenen Cover-Version des Beatles-Songs And I love her. Das lässt einem die zahlreichen Vorankündigungen seines Selbstmords (»nothing's gonna save me – goes without saying«) besser verdauen. Und zumindest der Schluss des Films verleiht seiner Hauptfigur wieder etwas Würde: Nach einem späten Konzert-Auftritt (habe mir dusseligerweise nicht aufgeschrieben, ob es vor dem Riesenpublikum in Reading oder beim Unplugged-Auftritt mit der vielsagenden Lilien-Dekoration war) verabschiedet sich Kurt mit den Worten »Thank you« und es gibt eine Schwarzblende. Der Rest wird dann in wenigen Sätzen als Schrifttafel erklärt.
Die außergewöhnliche Länge (bei einer Doku) von über zwei Stunden nimmt man quasi überhaupt nicht wahr, weil die Geschichte so spannend und voller Einsichten erzählt wird, und man auch nicht den Fehler macht, sich nur in dem Material zu verstricken, was ohnehin jeder kennt (vgl. etwa den unvorstellbar langweiligen Kassenschlager Die Mannschaft). Selbst das Video zu Smells like Teen Spirit, das vermutlich selbst Leute kennen, die erst nach Kurts Tod geboren wurden, wird hier nur fragmentiert und durch anderes Material unterstützt gezeigt, und statt des Originaltons gibt es eine Coverversion mit einem Kinderchor.
Zum Abschluss noch ein letztes Beispiel für die tolle Montageleistung des Films: Ein Live-Auftritt endet mit Feedbackgeräuschen, darüber legt man im Tonschnitt Nachrichtenschnipsel, wobei man mehrfach das Wort »spokesman« hört (ein »Sprechrohr für seine Generation« wollte Kurt ganz explizit nicht sein). Dann sieht man ihn, wie er vor einer Wand sitzt, mehrfach seinen Hinterkopf dagegen schlägt und sagt »It's not my fault«. Und danach geht es zurück zum Auftritt, wobei er als erste Aktion in die Kamera spuckt. Viel deutlicher kann man es nicht in 12 bis 15 Sekunden zusammenfassen. Kurts Mutter beschreibt an einer anderen Stelle, wie er ihr das Mastertape zu Nevermind vorspielte, und sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Nicht aus Freude, sondern aus Angst, denn: »You better buckle up. You won't be ready for this!«
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Love & Mercy
(Bill Pohlad, Berlinale Special)
USA 2014, Buch: Oren Moverman, Michael Alan Lerner, Kamera: Robert Yeoman, Schnitt: Dino Yonsäter, Musik: Atticus Ross, Songs: Brian Wilson / The Beach Boys, mit Paul Dano (Brian Wilson), John Cusack (Brian Wilson), Elizabeth Banks (Melinda Ledbetter), Paul Giamatti (Dr. Eugene Landy), Kenny Wormald (Dennis Wilson), Jake Abel (Mike Love), Brett Davern (Carl Wilson), Diana Maria Riva (Gloria), Bill Camp (Murry Wilson), Morgan Phillips (Evan), Jeff Meachem (Tony Asher), Joanna Going (Audree Wilson), Erin Darke (Marilyn Wilson), Max Schneider (Van Dyke Parks), Dee Wallace (Rosemary), Jonathan Slavin (Phil Spector), Brian Wilson (Himself), 122 Min., Kinostart: 11. Juni 2015
Größtenteils in zwei wechselseitig fortschreitenden Zeitebenen erzählt der Film vom Leben des Beach-Boys-Masterminds Brian Wilson. Zum einen geht es um die Zeit rund um das Entstehen des großartigen Albums Pet Sounds (Erscheinungsdatum: 1966, Paul Dano gibt hier den Wilson mit Anfang bis Mitte 20), als er mit seinem visionären Perfektionismus vom unbeschwerten Optimismus des Surfsounds weg die Richtung zu einer »Brian-Wilson-Band« angab, bei der die Rolle der anderen Mitglieder immer geringer wurde, auch wenn er sich bei einer Welt-Tournee vertreten ließ, weil ihm das Komponieren von Songs einfach wichtiger erschien Liveauftritte und Medienrummel.
Zum anderen geht es um die im (natürlich einem Wilson-Song entlehnten) Titel durchscheinende Liebesgeschichte des Wilsons Ende der 1980er, als er die Autoverkäuferin Melinda (Elizabeth Banks) kennenlernt, die immer mehr von Wilsons Beklemmungen, Familiengeschichte und seltsamer »medizinisch betreuter« Lebenssituation mitbekommt und ihn von seinem Psychotherapeuten Dr. Eugene Landy (Paul Giamatti mit unterschwellig bedrohlicher Aufdringlichkeit) »retten« will, wobei die oft verhinderte Liebesgeschichte Melinda lange Zeit wie einen »Gold Digger« erscheinen lässt, weil Ruhm und Reichtum sie mindestens so sehr zu faszinieren scheinen wie die bloße Person mit ihrer unübersehbaren Schrulligkeit. Wenn einem jemand eröffnet »I'm hearing voices …« und auf die Nachfrage »Since when?« mit »1963« antwortet, gibt einem das ja nicht unbedingt den Impuls, sich unsterblich zu verlieben.
Bildmaterial © François Duhamel
Auch, wenn die holprige Liebesgeschichte sich in den Vordergrund zu drängen versucht (bei der Vermarktung des Films wird Cusack als der bekanntere Star natürlich stärker betont), ist das Herz des Films die Pet-Sounds-Phase mit unzähligen Studio-Sessions, bei denen man das Entstehen von »God only knows« (laut dem zwei Tage älteren Paul McCartney der beste Song aller Zeiten) miterleben kann oder die Streitereien mit Bandmitglied Mike um die Lyrics zu »Hang on to you ego« (Mike: »Is that a drug song?«). Wobei letzteres einer der wenigen Momente des Films ist, wo dem Zuschauer mit etwas Hintergrundwissen (der Song erschien dann zunächst mit dem Titel »I know there's an answer«) nicht alle Umstände auf dem Silbertablett zugereicht werden.
Paul Dano, eher aus kleinen Independent-Rollen bekannt, brilliert in dieser Rolle (Cusack ist auch nicht schlecht, aber spult größtenteils kauzige Manierismen ab, die man ähnlich schon von ihm kennt), und sowohl in den Gesangszenen als auch beim Beginn von Wilsons extremer Gewichtszunahme (dieser Teil seines Lebens wird ebenso wie seine gescheiterte Familie mit zwei Töchtern eher am Rande erzählt) kann Dano demonstrieren, wofür andere Schauspieler schon einen Oscar-Segen erleben durften.
Wilsons Kampf gegen seinen Psychotherapeuten und gegen seinen kaufmännisch größenwahnsinnigen Ex-Manager, den zu Kindestagen handgreiflichen Vater Murry (Bill Camp) werden spätestens bei einer ziemlich tollen Montagesequenz gegen Ende des Films parallelisiert, wobei aus der Sicht des verwirrten Wilsons auch Melindas Rolle nicht ganz klar wird: ist sie eine dritte manipulative Bedrohung oder doch seine letzte Chance, zu einem halbwegs normalen Leben zurückzufinden?
Ob man Pet Sounds verdientermaßen zu den besten Alben der Musikgeschichte zählt oder eine spannende Liebesgeschichte mit einem als »paranoiden Schizophrenen« diagnostizierten, aber noch in seinen verwirrtesten Momenten liebenswerten nicht mehr taufrischen Herren erleben möchte, Love & Mercy ist ein faszinierender Film, bei dem der vor allem als Produzent hervorgetretene Bill Pohlad (Brokeback Mountain, 12 Years a Slave) in überzeugender Weise den Regiestuhl seines Kollegen Oren Moverman (The Messenger, hier nur Produzent und Co-Autor) übernimmt. Bei einem Musiker-Biopic spielen zwar immer auch die Songs eine wichtige Rolle, aber hier überzeugt auch die dramaturgische Linie und die Entscheidung, nicht alles chronologisch nachzuerzählen, sondern sich vor allem auf zwei Phasen zu konzentrieren, die sich erzählerisch kongenial ergänzen: in der Dano-Phase erlebt man, wie Wilson langsam den Bezug zur Umwelt verliert, in der Cusack-Phase geht es darum, wieder »klar« zu werden. Und auch, wenn man in den Schrifttafeln zum Schluss des Films erfährt, was in den mittlerweile auch schon wieder zwei Jahrzehnten danach noch so passierte, liebe ich den etwas ambivalenten Schlussmoment des Films (ja, jetzt kommt ein kleiner Spoiler!), wo sich Brian und Belinda wiedertreffen und sie ihre Hand an seine Wange hebt, wobei unklar bleibt, ob das jetzt für »love« oder »mercy« stehen soll. Und auf die Frage, was denn jetzt passieren soll, wird der Dialog plötzlich stumm und man hört die Klänge des ersten Tracks des Pet-Sounds-Albums (wer jetzt neugierig geworden ist, und die Scheibe nicht längst im Regal stehen hat: darf in einer gutsortierten Musiktruhe eigentlich nicht fehlen!). Selten hat man mit so einem »Anfang« einen so tollen Schlussmoment fabriziert.
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Als wir träumten
(Andreas Dresen, Wettbewerb)
Deutschland 2015, Buch: Wolfgang Kohlhaase, Lit. Vorlage: Clemens Meyer, Kamera: Michael Hammon, Schnitt: Jörg Hauschild, Szenenbild: Susanne Hopf, mit Merlin Rose (Dani), Julius Nitschkoff (Rico), Joel Basman (Mark), Marcel Heuperman (Pitbull), Frederic Haselon (Paul), Ruby O. Fee (Sternchen), Chiron Elias Krase (Dani, 13), Luna Rösner (Katja, 13), Tom von Heymann (Rico, 13), Nico Ramon Kleemann (Mark, 13), Kilian Enzweiler (Pitbull, 13), Henning Thaddäus Beeck (Paul, 13), Thomas Brandt (Schneeleopard / Vogelscheiße), Dorothea Walder (Frau Böhme), Gerdy Zint (Kehlmann), Peter Schneider (Thilo), Melanie Straub (Danis Mutter), Anja Schneider (Einsame Frau), Ronald Kukulies (Schuldirektor), Roman Weltzien (Pionierleiter), Jörg Westphal (Pitbulls Vater), David Berton (DJ Frog), Lynn Femme (Lottofee), Maximilian Birkner (Eismann), Regine Seidler (Lehrerin), Heiko Hedler (Mitarbeiter JVA), Clemens Meyer (Polizist Wache), 117 Min., Kinostart: 26. Februar 2015
Gerne hätte ich vor dem Film noch die Romanvorlage von Clemens Meyer gelesen, aber über 500 Seiten reißt man nicht mal so eben neben dem Berlinale-Stress runter, und so fragt man sich im Nachhinein natürlich, wie viel Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase im Dienst des anderen Mediums so verändert hat.
Bleibt das Buch auch so zeitlich vage, wird dort auch der eigentliche Fall der Mauer elliptisch ausgespart und springt man dort zwischen zwei Zeitpunkten hin und her? Der ansatzweise ostalgischen Pionierzeit mit den 13jährigen Kids, die mich schon stark an Mawils Kinderwelt erinnerten und der Zeit im wiedervereinten Deutschland, wo man aber vom »Aufschwung Ost« in Leipzig noch nichts merkt?
Bildmaterial © Peter Hartwig, Rommel Film
Aus der Sicht der filmischen Umsetzung ist es natürlich clever, sich auf zwei Sets von Darstellern festzulegen, wobei die »4 Jahre später«-Crew im nicht immer chronologisch klar umrissenen Erzählfluss schon etwas mehr als ein Jahr beschreibt.
Im Film gibt es immer wieder auffällige Kapitelüberschriften, die die Geschichte akzentuieren, ähnlich ungewohnt in einem Dresen-Film sind aber auch die Spielereien mit dem Licht: Mal wirkt es so, als laufe in einer Kinoruine plötzlich wieder der Projektor, und auch die Stroboaufnahmen erinnern an das Medium Film.
Erstaunlich ist es, wie der Film seine Figuren selbst noch bei sehr unschönen Aktionen (nach dem Streit mit der Mutter diese auch noch bestehlen) lange Zeit immer positiv zeichnet und sympathisch erscheinen lässt. Das lässt erst gegen Ende, wenn die Konsequenzen folgen, spürbar nach. Die mitreißende Atmosphäre (und manches andere) erinnerte mich stark an Trainspotting, und es ist sicher kein Zufall, dass der reale DJ im realen Eastside sich DJ Begbie (viel besser als »DJ Frog«) nannte. Das war zwar im Jahr 1994, und somit etwas später als im Film, aber immer noch vor Danny Boyles Film, also von Irvine Welshs Romanvorlage inspiriert.
Ich muss zugeben, dass ich mit den Darstellern der 17jährigen nicht wirklich warm geworden bin. Vielleicht hatten Ewan McGregor und Konsorten den Vorteil, dass ich ihnen damals altersmäßig näher war, aber es könnte auch sein, dass die im Film »schönste Zeit«, als man sich mehrfach als »die Größten« bezeichnete, irgendwie schon ziemlich frustrierend wirkt. Nächtliche vollgedröhnte Joyrides, eskalierende Gewalt im Kampf mit den Rechten, eine Liebesgeschichte, die durchgehend einem Schlag in die Magenkuhle gleicht (und als romantischsten intimsten Moment »Pinkeln in der Hocke« bietet) – im Gegensatz zu Andreas Dresen, der der Meinung ist, dass der jungen Generation die Welt gehört und dass sie rebellieren und provozieren muss, setze ich das eher zu meiner eigenen Jugend in Beziehung, wo ich mich vielleicht mit 13 noch geschlagen habe, aber mit 17 durchaus besseres zu tun hatte. Und ich war auch nie ein so großer Fan von Vandalismus und Komasaufen. Vielleicht ist so eine Jugend im Leipzig kurz nach der Wende einfach härter als in der niedersächsischen Provinz oder in Edinburgh, aber für mich vermittelte der Film oft andere Gefühle, als die Filmemacher so angestrebt haben. Da zweifelt man schon mal daran, ob der Titel »Als wir träumten« wirklich passt. Seit Halbe Treppe (damals auch Berlinale-Wettbewerb) könnte ich keinen Dresen-Film benennen, der mich so kalt ließ wie dieser. Der Humor in den ersten zwei Dritteln (»Was ist mit meinem Bauchschuss?, »Ein Männlein steht im Walde«) half etwas, aber eine wirkliche Bindung konnte ich zu den Figuren nicht aufbauen. Allerdings war es auch sicher nicht von Vorteil, dass ich beim Hauptdarsteller Merlin Rose (bekannt aus Doktorspiele, was jetzt auch nicht eben ein Pluspunkt im Lebenslauf ist) mehrfach an Chloe Grace Moretz denken musste (er verzieht einfach denn Mund exakt so, und das nervt irgendwann) und dass die Stimme der »Sternchen«-Darstellerin auf mich weder fragil noch abgebrüht wirkte, sondern vor allem in ihrer Piepsigkeit irgendwie deplaziert.
Vieles an dem Film fand ich ziemlich traurig, aber es war eine Traurigkeit, die mich nicht in positiv emotionaler Weise erreichte. Schade.
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Hedi Schneider steckt fest
(Sonja Heiss, Forum)
Deutschland 2015, Intern. Titel: Hedi Schneider is stuck, Buch: Sonja Heiss, Kamera: Nikolai von Graevenitz, Schnitt: Andreas Wodraschke, Musik: Lambert, Titel-Design: Toby Cornish, mit Laura Tonke (Hedi Schneider), Hans Löw (Uli), Leander Nitsche (Finn), Melanie Straub (Viviane, gehörlose Frau), Simon Schwarz (Lange), Matthias Bundschuh (Schild), Margarita Broich (Gisela, Hedis Mutter), Rosa Enskat (Psychiaterin), Urs Jucker (Therapeut), Jakob Bieber (Verkäufer Zoohandlung), Alex Brendenmühl (NGO Chef), Kathleen Morgeneyer (Lindström), 92 Min., Kinostart: 23. April 2015
In deutschen Filmen nervt häufig der Soundtrack aus Akustikgitarre und Klavier, der mit englischen Texten überdeutlich die Handlung kommentiert. Bei Hedi Schneider steckt fest hat mich der Soundtrack von »Lambert« indes mitgerissen – so wie es sein sollte. Gleich die fröhliche Musik zu Beginn, die eine Fahrradfahrt begleitet, zu der man die seltsam ungelenken Filmtitel (ein wenig wie Kühlschrankmagneten) sah, stimmte ganz auf ein Lebensgefühl ein, das den Film zumindest in der ersten Hälfte prägt. Laura Tonke als Hedi erinnerte mich an Sally Hawkins in Happy-Go-Lucky (sie trägt sogar mal einen Pulli mit Kirschen, die auch das Plakat des Mike-Leigh-Films prägen), nur dass sie glaubhafter wirkte. Einzig das harmonische Vorzeige-Familienleben war vielleicht eine Spur überzogen.
Wenn sie mit ihrem Kollegen Schild aneinander gerät, der sich durch sie tierisch genervt fühlt, ist man irgendwie auf ihrer Seite, selbst wenn sie sich teilweise wirklich albern verhält. Und wie diese Beziehung (oder dieses Gespräch) dann im weiteren Verlauf der Handlung prägt, das ist schon ziemlich clever gemacht, gerade auch im Detail (die Tasse mit ihrem Namen).
Bildmaterial © Komplizen Film / Pandora Film 2015
Regisseurin und Autorin Sonja Heiss weiß, wovon sie spricht, und es ist wohl kein Zufall, dass seit ihrem Erstling Hotel Very Welcome viel Zeit verging. Denn sie hatte selbst Panikanfälle und Angstzustände, wobei für sie (laut Presseheft) am Erschreckendsten war, dass sie ihren Humor zu verlieren drohte. Nach der Impro-Komödie 2007 folgte deshalb jetzt ein Film, der ganz konkret geskriptet war. Auch dies erkennt man im Detail, denn während Hedi selbst befürchtet, jetzt »verrückt« zu sein und sich Unterstützung erhofft, ist es auffällig, dass gerade ihr Umfeld sich teilweise ganz falsch verhält. Der kleine Sohn (den man das noch am ehesten verzeiht) sagt »Ich spiel nicht mehr mit dir, Mama, du bist doof!«, der Freund »Bist du bescheuert?«, die eigene Mutter »Bist du verrückt?«. Und die Anfangs so fröhliche Musik fängt immer ihre Gemütstimmung ein: Stress, Unbestimmtheit, Panik – und nach ein paar Taropin (»nur im Notfall!«), runtergespült mit einem Hieb aus der Ouzo-Flasche wieder unbeschwerte, aber unmerklich gedämpfte Fröhlichkeit.
Hedis nächtliche Spaziergänge haben die selbe Wirkung wie Gabis Ausbrüche in Superwelt, nur, dass man mit Hedi mitfühlt, während man bei Gabi eher das Unverständnis des Mannes teilt. Und Sonja Heiss lässt sich mehr Zeit dafür, die Beziehung leise zerbrechen zu lassen (der kleine Seitensprung von Freund Uli wirkt wie eine Fluchtmöglichkeit, und Melanie Straub als »Gehörlose« – und Danis Mutter in Als wir träumten – ist eine der großen Entdeckungen dieser Berlinale), um danach daran zu arbeiten, sie vielleicht doch noch zu retten.
Und wenn dann gegen Ende des Films tatsächlich wieder Songzeilen wie »It's the last goodbye« oder »I can't survive all the half-hearted love« einsetzen, dann störe ich mich daran nicht, weil ich irgendwie zusammen mit Hedi in diesem Film feststecke. Und dann gibt es auch mal Momente der Stille, ganz ohne Musik. Der Film wird nicht jeden Zuschauer erreichen, Hedi wird manchen nerven (ganz, wie es damals bei Sally Hawkins war), die Grundstimmung wird manchem eine Spur zu optimistisch ausfallen (aber das verzeihe ich der Regisseurin) und auch das Ende wird nicht jeden überzeugen. Aber ich bin zufrieden. Und als Laura Tonke zwei Tage später einen kleinen Auftritt in Matt Porterfields Take what you can carry hatte, war ich immer noch ein bisschen von ihr verzaubert.
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Superwelt
(Karl Markovicz, Forum)
Österreich 2015, Buch: Karl Markovicz, Kamera: Michael Bindlechner, Schnitt: Alarich Lenz, Musik: Herbert Tucmandl, mit Ulrike Beimpold (Gabi Kovanda), Rainer Wöss (Hannes Kovanda), Nikolai Gemel (Ronnie Kovanda), Angelika Strahser (Sabine Kovanda), Thomas Mraz (Georg), Sibylle Kos (Helli), Michael Scherff (Nachbar), Harry Stojka (Geronimo), 120 Min.
Die nach Atmen zweite Regiearbeit des österreichischen Schauspielers Karl Markovicz (Die Fälscher, Unknown) braucht ein wenig, um ihr eigenes Tempo zu finden. Zu Beginn sieht man Gabi (Ulrike Beimpold) bei ihrem Job an der Supermarkt-Kasse (oder österreichsich: Kassa), wobei sämtliche Aufnahmen voller Unschärfen sind und so wirken, als seien sie aus ein bis drei Metern Entfernung aufgenommen. Ich fand das sehr nervig und hätte womöglich nicht durchgehalten, wenn der Film so geblieben wäre – aber vielleicht ist das ja auch genau das, was man erreichen wollte, denn von ihrem Kassiererinnen-Job reißt sich Gabi dann schnell weg (ob beabsichtigt oder nicht, ist fraglich).
Ähnlich wie in Hedi Schneider steckt fest wird auch Gabi in Superwelt durch eine »Störung« aus ihrem normalen Alltag herausgerissen. Der deutliche Unterschied besteht darin, dass hier die »Vorher«-Welt nicht unbedingt besser wirkt, es nicht dezidiert um einen »Verlust« geht, sondern ihre »Störung« sie zumindest eine Zeitlang »glücklicher« Macht. Gabi wirkt plötzlich geistesabwesend. Beim Job, selbst beim Tee eingießen, einem seltsamen Ritual, das sie allein in ihrer Küche zelebriert, mit der Thermoskanne, der Tasse »weltbeste Mama« und dem zunächst ausgedrückten und dann gekonnt in die Spüle gepfefferten Teebeutel.
Zunächst wirkt es so, als höre sie besondere elektronische Geräusche, wie vom Kühlschrank, den sie dann einfach ausschaltet, doch mit der Zeit stellt sich heraus, dass sie Stimmen hört, genauer gesagt: eine Stimme, die von Gott. Kurzgesagt geht es um eine Affäre mit Gott. Gott erfährt man als Zuschauer nur über Gabi und über die Inszenierung. Auffällige Vogelperspektiven zeigen Gabis Vorstadtuniversum, in dem sie mit dem Auto unterwegs ist. Oder wenn sie später immer konfuser wirkt und tage- (und nächte-)lang durch die Gegend irrt, gibt es auch Hinweise auf eine göttliche Präsenz. Am schönsten hierbei: Gabi landet in bei einem Bauwagen, ihr wird erlaubt, sich dazuzusetzen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Und direkt hinter / über ihr, in der Bildmitte, ist ein kleines Fenster in der Tür des Bauwagen, durch das man gleißendes Licht sieht. Und wenn ich mich nicht verzählt habe (der Film inszeniert dieses Detail eher unauffällig), sitzen links und rechts von ihr zwölf Bauarbeiter, wie die Jünger im Bild vom letzten Abendmahl.
Ähnlich wie bei Hedi Schneider geht es aber auch um den Zerfall der Familie. Ihr Mann ist komplett überfordert durch das Verhalten seiner Frau (ganz so, als hätte sie eine »normale« Affäre), und auch im Zusammenspiel mit dem Sohn, einem Corporal bei der Bundeswehr, und der nur selten zu Besuch kommenden Tochter, gibt es einige gut beobachtete und sehr witzige Momente.
Demnächst in Cinemania 127:
Berlinale-Kurzfilme, mit Coach (Ben Adler), Dissonance (Till Novak), The Face of Ukraine: Casting Oksana Baiul (Kitty Green), Giovanni en het Waterballet (Astrid Bussink), Kacey Mottet-Klein: Naissance d'un acteur (Ursula Meier), Oscar Wilde's The Nightingale and the Rose (Del Kathryn Barton & Brendan Fletcher), Squirrel (Tomas Vengris), Take what you can carry (Matt Porterfield), Tuolla Puolen / Reunion (Iddo Soskolne & Janne Reinikainen) und Videojuegos / Videogames (Cecilia Kang).