daily satt
- daily wien -Sonntag, der 7. April 2002
Ei, das war und ist noch immer, ein netter Tag gewesen. Ersten muss er
in die Geschicht der österreichischen Zeitungslandschaft eingehen, weil
Lisa das erste Exemplar der in Eigenproduktion (jedes Exemplar ein
Einzelstück!) gefertigten Zeitung dem Clemens in die Hand gedrückt hat,
der gar nicht so wider Erwarten sehr begeistert ist vom Witz und der
Intelligenz dieses kleinen Schriftwerks. Und der natürlich, weil's ja
auf der Hand liegt, gleich lang und breit davon erzählen musste, was er
so heute am Schreibtisch verbrochen hat. Er hat der Lisa dann von dem
Teil in seinem neuen Stück erzählt, den er, kurz umschrieben, als
emphasotamisierten Rocksong bezeichnet hat. Eigentlich, gibt er zu, nur
um die kritische Meinung der Lisa zu erfahren, die ein untrügliches Ohr
und einen ebensolchen Sinn für Unstimmigkeiten hat. Während der
Zubereitung einer einfachen Köstlichkeit, ein "Riebel mit Apfelmus" (i.e.
Vorarlberger Grießschmarren, Anm. d. L.) war dann noch Zeit und
angenehme Gelegenheit mit dem Bildhauer, eigentlich besser
Objekt-aus-der-Wand-wachsen-lassenden Paul Wallach (an american in
Paris) zu telefonieren und die neuesten Ereignisse in Kunst und Leben
auszutauschen. Manchmal, gibt der Clemens nach dem Gespräch ein zweites
mal am heutigen Tag zu, beneidet er den Paul, weil er sein Material so
richtig mit den Händen angreifen kann, es so richtig kneten und formen
kann mit seinen Händen, was ja mit Klangmaterial schon auch geht, aber
halt nur in der Vorstellung. Vielleicht ist er deswegen so gern mit
Kochereien beschäftigt, weil eben hier alles direkt angreifbar ist, ja
angreifen, die Haptik ists auch, was ihn am Essen wohl Spaß macht,
meinte dann die Lisa und klopfte auf sein kleines, aber dennoch
vorhandenes Bäuchlein. Abgesehen davon ist's auch gut zum angreifen,
Haptik hier wie dort, Wirkung und Ursache verlieren sich im Greifbaren,
das als dem Clemens seine filosofische Höchstleitung in der Verwirrung
zwischen Abwasch und Vorbereitung zu einem kleinen Frühlingsspaziergang
durch den nahen Augarten. Zum Sitzen im dortigen Kaffee ist's leider zu
kalt gewesen, weswegen darüber leider nichts berichtet werden kann. Ein
Tagebuch beruht ja auf Tatsachen, die unwiderlegbar sind, gurgelt's
lachend aus den Mündern von uns Vieren. Dafür ists bei Herrn Sommer im
Café Sperlhof, das auch das .werkschaftlich organisierte chambre séparée
beherbergt , wenns wieder an der Zeit ist, Bücher und Musik und Filme
und uns vorzustellen, immer warm, vor allem nach ein paar Bieren und
einigen Runden von durch dieselben unterbrochenen Wuzelpartien. Das ist
Tischfußball auf Wienerisch. Ja, das spielen wir gern und reorganisieren
nebsther mit Leichtigkeit Wirtschaft und Weltordnung, dass alle davon
profitieren könnten, würde nur jemand sich am nächsten Morgen noch an
die genialen Ideen erinnern. Hier noch eine gerade erstellte Fotocollage
unserer hocheffizienten-enten Köpfe: Wir stellen uns vor und gute Nacht!