daily satt
- daily wien -Donnerstag, der 25. April 2002
Die römischen Nasen rümpften sich, als die Goten kamen. Kiste aus. Lisa
hat an ihrem in absehbarer Zeit berüchtigten Sascha-Projekt gearbeitet,
hat eine Einladung für die Eröffnung der .werkschaft am 1. Mai
(.werkschaft, Große Sperlgasse 32-34, 1020 Wien. Es unterhält Euch: die
z.wergschaft) gebastelt, die Clemens heute Nacht noch am Schwedenplatz
kopieren wird für morgen, wo Fritz und Ilse ihren Film »Winnetou 1«
zeigen werden, hat versucht, sich (a) fürs Zeichnen des
vielversprechenden Comix »the spitzmötz« (daher der Fernseher, der zur
Ablenkung von den Mühen des nicht zeichnen Könnens eingesetzt wird.
Fritz lacht gern darüber, dass die Lisa vorzeichnen muss, ja, der
allumfassend schöne und kluge und geschickte Fritz) oder (b) das Setzen
von Texten des gemeinsam mit Ilse, Fritz und Clemens geschriebenen Buchs
STELLWERK 1 in Angriff zu nehmen, hat dann aber (c) sich dem Schreiben
des täglichen Berichts für die äußerst sympathische und wichtige
Institution des satt.org/daily gewidmet und tut es noch mit der
liebevollen Unterstützung der durch niemanden zu ersetzenden
Mitschreibenden, alle kennen sich aus. Mit Ilse wurde heute wieder
einmal beschlossen, dass auch das Besuchen von Demonstrationen zum
Zwecke eines positiven Psychoaufbaus wieder einmal angebracht wäre.
Nein, wir führen nun hier nicht an, wie unerträglich der Umgang mit
Menschen und deren Rechten in diesem Land der lächelnden
Außenministerin, der Witzekanzlerin, des schwarze
Bete-und-Schweige-Kanzlers, der — was solls Aber. Pfui. Wie kanns sein,
dass alle, die unsere Pässe zu sehen kriegen, voller Verständnis
grinsen, wo doch so viele Leute hier diese Regierenden gewählt haben,
also, wo doch auf unseren Passhüllen steht:
1. Ich habe unsere Regierung nicht gewählt. 2. I did not vote for our
government. 3. Je nai pas voté pour notre gouvernement ( à propos
Frankreich: Die Französisch studiert habende Lisa hat immer geglaubt,
die französischen Wählenden mit ihrer Protestkultur, die auch in die
falsche Richtung losgehen kann, — grummel). Etc. Interessant noch: Jag
har inte valt vår regering (heißt wohl so viel wie: Ich bin reingefallen
auf die Regierungswahlen). Einzig in Santa Cruz de La Palma hat dieser
unserer Pass-Schutz Unverständnis ausgelöst: Der Portier, der
offensichtlich gewöhnt war, die Landeszugehörigkeit der Gäste und
Gästinnen aufgrund des Wappens auf dem Pass zu eruieren, hat beim
Anblick des Hammer, Sichel und Tirolerhut tragenden Pleitegeiers auf den
unseren w.o. gegeben. AUSTRIA, AUSTRIA, haben wir gesagt. Und da hat
sichs dann doch noch allgemein gegrinst. Und Österreich hat nie
Feierabend, neinneinnein. Haben wir des Abends glücklich aus den
diversen Ämtern herauszufinden vermocht, schüttet der Österreichische
Rundfunk sein Füllhorn über uns aus und mindert mit »Magistratsabteilung
Vierundzwanzigzwölf«, eine an unauffälliger Intelligenz kaum zu
überbietende Serienproduktion besagter Anstalt, unsere
Amtsentzugserscheinungen. UND NOCH DAZU HABEN DIE DIE TITELMELODIE VON
HINTERM MONDE GLEICH LINKS GEKLAUT!!! Aber über den Rest des
Lederhosen-Nation-Dienationwirdfit-Diemamimachtmamis-Programms muss
heute geschwiegen werden, denn Clemens erzählt: Telefonieren mit Ämtern
scheint Frau/Mann zu zwingen, so zu werden wie xy: Eben
garstig, unangenehm, aggressiv, etc. weil man hierzulande zumeist mit
einem solchen Verhalten aus einem »UNMÖGLICH« ein »SCHAUN MA MAL, WAS MA
MACHN KÖNNEN«? also: machen kann. Was unsereins sofort zum Nachdenken
veranlasst, obs in Ordnung ist, eben ein solches Verhalten an den Tag zu
legen, um zu bekommen, was uns braven Steuerzahlenden eben zusteht, oder
ob wir uns so verhalten sollen, wie wir es für richtig halten, um jedem
Lebewesen seinen Raum zum persönlichen Glück wenigstens nicht allzu sehr
zu verbauen. Wieder einmal also eine Frage, die keine ist, sondern
vielmehr ein gut gebautes Double-bind, aus dem es kein entkommen gibt.
Irgendwer zahlt drauf, auch wenn der Clemens heute versucht hat, den
Schaden an der Dame vom Amt so klein wie möglich zu halten, indem er
nach sehr nachdrücklicher Forderung seines Anliegens und der oben
angedeuteten Umkehrung der Verhältnisse sofort extrem freundlich werdend sich
entschuldigt hat für sein Verhalten, weil die Dame vom Amt ja im Grunde
genommen nichts dafür kann etc. …Alles ist eben soooo kompliziert, und
gute Nacht.