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Samstag, der 27. April 2002

Der Tag danach, na wonach wohl: der fulminanten und grandiosen Premiere von »Winnetou1« nebst Lesung von Rudi Lasselsberger, von der wir Euch ja schon einige Male berichtet haben. Heute haben wir dann Bilanz gezogen, nachdem Lisa und Clemens den Film ja auch erst gestern gesehen haben. Die beiden finden ihn toll, sich toll und vor allem Ilse und Fritz toll, und sie sind stolz, gerührt und nach Herz und Nieren und Hirn und etc. froh, die Ilse und den Fritz bei ihrem Unterfangen nach Möglichkeit unterstützen dürfen gekonnt zu haben. Was nun aber genug des Lobs wäre für die beiden von uns, wäre nicht auch die Kleinigkeit zu erwähnen, dass, gesetzt des Falles, die erwähnte Premiere hätte in einem Kino stattgefunden, welches natürlich Platzkarten verkauft hätte, dieselbe ausverkauft gewesen wäre. Da die zwei von uns aber lieber auf das gute alte Amerlinghaus zurückgegriffen haben, in welchem traditionsgemäß bei Wohnzimmer/.werkschafts-Veranstaltungen freier Eintritt angesagt ist, sich der angedeutete Umstand mit der Bezeichnung »ausverkauft« nicht wirklich umschreiben lässt, weshalb wir diese Mitteilung einfach unterlassen. Der Tag war dann eben mit Nachbesprechungen und voraus eilendem Gedankenaustausch ausgefüllt, was natürlich nicht als freier Samstag in die Annalen der .werkschaft eingehen wird, sonder als ein echter brainstorming day. Zuvor haben sich unsere Lisa und Clemens mit Büchern eingedeckt, quasi zufällig sind sie über einige sehr viel versprechende Exemplare dieser Spezies gestolpert, was heißt: haben diese Unachtsamkeit teuer bezahlt. Das also war vor der gemeinsamen Sprech-Denk-Zeit, und direkt anschließend an diese gabs dann unser allseits beliebtes Gesellschaftsspiel, das Wuzeln (Erklärungen dazu findet Ihr in einer unserer Tagebucheintragungen). Leider war der Wuzler für zwei Paar von uns ungewohnt, wir mussten aufgrund eines gewissen Überhangs an Besuchen der Sektion Achter Bezirk im zweiten in ein Lokal im achten Bezirk ausweichen, weshalb die Partien anfänglich ein wenig stockend und ruckartig verliefen. Erst mit der Zeit stellte sich das uns so vertraute Spielgefühl ein, bei dem herzhaftes Blödeln und Lachen uns nicht daran hindert, Torchancen nicht nur zu erkennen sondern sie auch mit etwas Glück zu verwerten. Aber auch bei dieser Betätigung hat uns die Erinnerung an die wunderbaren schauspielerischen Leistungen unserer lieben FreundInnen immer wieder zu stillem Innehalten beinahe, ja ich muss es gestehen, gezwungen, ebenso das Nachhören des von Fritz so genial und liebevoll gebauten Soundtracks zum Film (CD davon ist schon erschienen: THE KILIC LASSELSBERGER MÜLLER WIDHALM EXPERIENCE »WINNETOU«, natürlich beim Wohnzimmer erhältlich). Begeisternde Koinzidenzen ergaben sich im rhythmischen Bereich, wo eine Ballkombination in uns eine Schnittfolge wiedererstehen ließ, wodurch der Ball meist unbeachtet in irgendein Tor rollte, während wir uns verzückt unseren Erinnerungen hingaben, ja ich kann es nicht anders sagen, hingeben eben mussten. Und als wir dann, eigentlich beinahe zufällig, darüber zu sinnieren begonnen haben, was den nun dieser Film für unser persönliches Glück zu bedeuten hätten, standen wir betroffen und schweigend um den Tisch mit den zweiundzwanzig Figuren und wussten einfach: aussprechen ist nicht, das wär ja alles ein magerer Abklatsch, nicht mal Literatur kann so etwas leisten, nein, zu so was brauchts eben: Winnetou 1 in der Reihe »das fröhliche Wohnzimmer verfilmt Klassiker«. Alles andere wird Euch niemals zu dem so besonderen persönlichen Glück zu verhelfen, das Euch dieser Film bescheren kann.
Also auch hier darüber jetzt: Schweigen und Gute Nacht!



 
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