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Bilder © 2009 Sony Pictures Releasing GmbH
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Wolkig mit Aussicht
auf Fleischbällchen
(R: Phil Lord, Christopher Miller)
Originaltitel: Cloudy with a Chance of Meatballs, USA 2009, Buch: Phil Lord, Christopher Miller, Lit. Vorlage: Judi Barrett, Ron Barrett, Musik: Mark Mothersbaugh, End Title Animation: Duck Studios, mit den Original- / deutschen Stimmen von: Bill Hader / Robin Kahnmeyer (Flint Lockwood), Anna Faris / Luisa Wietzorek (Sam Sparks), James Caan / Karl Schulz (Tim Lockwood), Andy Samberg / Sebastian Schulz (Baby Brent), Bruce Campbell / Lutz Schnell (Mayor Shelbourne), Mr. T / Jan Spitzer (Earl Devereaux), Bobb’E J. Thompson / Leo Vornberger (Calvin “Cal” Devereaux), Neil Patrick Harris / Bernhard Vögler (Steve the Monkey), Benjamin Bratt / Thomas Bero Wolf (Manny), Lauren Graham / Melanie Pukass (Fran Lockwood), 88 Min., Kinostart: 28. Januar 2010
Hinter den anderen vier großen US-Animationsstudios (Pixar, Dreamworks, Disney und Fox) etabliert sich ganz langsam mit Sony Animation auch der fünfte Mitbewerber. Wohl auch aufgrund des in den Staaten etwas bekannteren Kinderbuchs von 1978 war Cloudy with a Chance of Meatballs bisher der größte Kassenerfolg des Studios, wenn man auch aus qualitativer Hinsicht konstatieren muss, dass man damit nach dem bisher überzeugendsten Film aus dem Hause, Surf’s Up, wieder etwas zurückfällt. Das folgende Urteil mag pauschalierend wirken, aber während man bei Dreamworks und insbesondere Pixar eine gesunde Balance zwischen Gags und einer Geschichte (nebst überzeugenden Figuren, einer Charakterentwicklung etc.) gefunden hat, konzentriert man sich bei Fox und Sony (und manchmal auch bei Dreamworks, siehe Madagascar) mehr auf die Gags, wie es schon im ersten Sony-Animationsfilm, Open Season, überdeutlich war. Der Erfolg eines Franchises wie Ice Age (oder eben Madagascar) zeigt zwar, dass für den bloßen Erfolg Filme, die für Leute mit Kurzzeitgedächtnis und Popcorn-Mentalität konzipiert sind, durchaus ausreichen, doch wo etwa Pixar (und in geringerem Maße Disney) durch die Qualität der (Sequels größtenteils außer acht lassenden) Einzelwerke die Zuschauer selbst dann anlocken können, wenn die Prämisse eines Films nicht auf Anhieb überzeugt, ist es bei Fox und Sony bei jedem völlig neuen Produkt zunächst einmal die Frage zwischen Hit und Flop. Wobei Verfilmungen von Kinderbüchern wie Horton hears a Who (Fox) oder eben Cloudy with a Chance of Meatballs wiederum eine fast eingebaute Erfolgsgarantie haben, auch wenn das vorliegende Exemplar leider nicht ansatzweise die Stärke des zugrunde liegenden Buches (im Sinne von oben erwähnten Figuren etc.) demonstriert. Gäbe es nicht das 30 Jahre alte Kinderbuch (das dem Autoren dieser Zeilen nicht bekannt ist), so könnte man annehmen, dass Cloudy sich ganz aus den Ideen anderer Animationsfilme zusammensetzt. Das beginnt mit der Figur des als Knaben eingeführten Erfinders, der nicht wenig an Jimmy Neutron Boy Genius erinnert (Nickelodeon ist sogar schon länger als Sony im Rennen, führt aber irgendwie ein Schattendasein, weil man sich dort um das erwachsene Publikum am wenigsten schert). Auch wenn Flint Lockwood dann zu einer erwachsenen Figur heranwächst, behält er etwas zutiefst kindliches (das character design erinnert irgendwie an Jim Hensons Sesamstraße), und insbesondere die Beziehung zum alleinerziehenden Vater wirkt wie komplett aus Chicken Little übernommen. Dort findet man auch die aufknospende Liebe zu einem weiblichen Nerd wieder, wobei in Cloudy neben der überdeutlichen Figurenkonstellation bereits die Namen der Figuren unübersehbar machen, dass “Flint Lockwood” und “Sam Sparks” (der “Feuerstein” und die “Funken” stehen hier eher für gemeinsame Ideen als für knisternde zwischenmenschliche Chemie) offenbar füreinander geschaffen sind. Ferner geht es um Probleme, die durch Manipulation der Natur entstehen (siehe Bee Movie), viele Erfindungen und Phänomene wirken wie kurzfristig von Up beeinflußt und der Nachspann orientiert sich ganz eindeutig an den Arbeiten von Scott Morse für Pixar (z. B. Ratatouille).
Von diesen Auffälligkeiten abgesehen konzentriert sich der Film ganz auf eine langsam rasanter werdende Action-Geschichte und die womöglich Kinder besonders ansprechende Prämisse eines meteorologischen Schlaraffenlands, bei dem die vom Himmel fallenden Köstlichkeiten (z. B. Gummibärchen, Pizzas, Hamburger, Hot Dogs, Wackelpudding und Speiseeis, also eine auffallend kindgerechte Menüauswahl) sich langsam zum Hurricane-ähnlichen Problem ausweiten, was streng pädagogisch natürlich auch die Gefahren von Fast Food und Süßigkeiten symbolisiert (“Er liegt im Fresskoma, zuviel Junk Food!”).
Wer den Kinobesuch nur als Service für die zu begleitenden Kinder sieht oder mit Popcornkino à la Ice Age oder Monsters vs. Aliens vollauf zufrieden ist, der kann sich auch diesen Film gefallen lassen. Wer hingegen Qualitätsanimation mit einer Qualitätsstory und Qualitätsfiguren bevorzugt, der sollte einfach noch ein wenig warten