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Geballte Weiblichkeit: Nona von Marijpol.
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Orang # 7:
The End of the World
Mit der siebten Ausgabe hat sich „Orang“ endgültig von der reinen Hamburger Comic-Anthologie hin zu einer internationalen Comic-Schau gewandelt. In der aktuellen Nummer, mit dem verheißungsvollen Titel „The End of the World“, finden sich neben den einheimischen, üblichen Verdächtigen wie Arne Bellstorf, Verena Braun, sowie Moki, auch Beiträger aus Finnland, Frankreich, der Schweiz, den USA und Hongkong. Das Niveau der einzelnen Comics ist schon seit den ersten Ausgaben gleich bleibend hoch. Das erschwert wirkliche Überraschungen natürlich. Umso erfreulicher ist, dass dies teilweise immer noch gelingt. So etwa in dem Comic „Nona“ von Marijpol. Die Wucht und Dramatik, welche die Geburt eines Kindes für ein gesamtes Umfeld haben kann, versinnbildlicht sie hier auf wenigen Seiten. Ihre flüchtigen und kräftigen Zeichnungen verschaffen dem Betrachter einen Einblick in eine seltsame, im Entstehen befindliche, Künstlerwelt mit ihren Figuren. Man darf gespannt sein auf mehr.
Eine weitere Überraschung ist „Das Ende meiner Welt“ von Hok Tak Yeung aus Hongkong. Die schwarz-weißen, expressiven Aquarell-Bilder stellen einen angenehmen Kontrast zu sonstiger Fernost-Comicware dar. Gleiches gilt für seine Geschichte, die mit der Erzählung über den letzten Tag eines zum Tode Verurteilten fernab etablierter Manhua-Wege steht.
Inhaltlich stellt „Orang“ somit nach wie vor das Flagschiff der deutschsprachigen Comic-Anthologien dar. Nicht desto trotz seien Überlegungen angestellt, redaktionell weiter zu gehen. Neben knappsten biographischen Angaben zu den Beiträgern findet sich gerade einmal noch eine editorische Notiz am Ende des Bandes. Wäre es nicht angebracht, wenn man seine erarbeitete Position im deutschsprachigen Comicbetrieb ausbauen würde, und etwa zusätzliche Informationen zu den einzelnen KünstlerInnen beisteuern würde? In der Form von Interviews, wie das „Plaque“ oder auch das amerikanische „MOME“ betreiben oder durch analytische Beiträge über abgedruckte Werke, wie das im literarischen Betreib zum Beispiel in „bella triste“ üblich ist, wo AutorInnen gegenseitig über ihre Arbeiten schreiben. Eine solche Vorgehensweise wäre sowohl für die LeserInnen als auch den Comicbetrieb hierzulande sicherlich eine sehr befruchtende. Sicherlich, auch der jetzige l’art pour l’art-Ansatz hat seinen Reiz, aber in einem chronisch mit guten Comic-Magazinen unterversorgten Land, wäre so etwas ein Quantensprung!
Sascha Hommer (Hrsg.):
Orang # 7: The End of the World
Kiki Post/ Reprodukt 2008
112 S., € 15,00
» Reprodukt
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Abbildung aus Orang # 7:
Geballte Weiblichkeit:
Nona von Marijpol.