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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen





20. November 2010
Felix Giesa
für satt.org


Comics am Stück
  1. Orang #7
  2. Plaque #2
  3. Spring #5
  4. Panik Elektro #6
  5. Ich/ I/ Je/ Io
  6. Ballroom Blitz
  7. MOME #11-12
  8. Strichnin #2
  9. Argh! #5
  10. Blutt #8
  11. PlusPlus #4
  12. Spring #6
  13. Orang #8
  14. Aua! Aua! Heiss! Heiss! #2
  15. Triebwerk #4
  16. Orang #9

Comics am Stück 14

  Aua! Aua! Heiss! Heiss! #2: Bravo
Aua! Aua! Heiss! Heiss! #2: Bravo
selbstverlegt von Ludmilla Bartsch
und Simon Schwartz 2010
96 S., Ringheft, € 8,00


Aua! Aua!
Heiss! Heiss!

»Aua! Aua! Heiss! Heiss!« ist eine Comicanthologie aus Hamburg. ›Noch eine?‹ wird da manch einer nicht ganz unberechtigt denken mögen. Doch »Aua! Aua! Heiss! Heiss!« unterscheidet sich von den bekannteren Reihen wie »Orang« und »Spring« – nicht nur im Format, dass klein, quadratisch, gedruckt auf Hochglanzpapier und spiralgebunden wirklich auffällig anderes ist. Simon Schwartz, der das Fanzine gemeinsam mit Ludmilla Bartscht herausgibt, brachte den Unterschied und sein Anliegen mit »Aua! Aua! Heiss! Heiss!« in einem Interview für das aktuelle »COMIC!«-Jahrbuch treffend auf den Punkt: Die deutschsprachigen Comicprojekte, und speziell die hamburgerischen, seien doch sehr humorlos. Auch fänden sich neben FIL und Mawil keine Avantgarde-Zeichner, die humoristisch arbeiteten, und diese beiden seien Berliner. Auf dem 2008er Comic-Salon in Erlangen habe man sich dann ausgerechnet von der Hansrudi Wäscher-Ausstellung inspirieren lassen und habe beschloss, gemeinsam mit Freunden ein Piccolo-Heft zusammenzustellen.

Im letzten Jahr erschien dann auch die Nummer 1 und thematisch war der Ideengeber deutlich zu erkennen. Maren Amini zeichnet »Taruk, der Wildbeuter«, dem man einen gewissen Sergio Aragones-Einfluss im LSD-Farbenrausch nicht abstreiten kann, und Simon Schwartz huldigt Wäscher mit »The Son of Taruk, der Wildbeuter«, der gar nicht mehr wild ist, sondern viel mehr kleinbürgerlich. Freiere Arbeiten, inhaltlich wie formal, finden sich bei Judith Mall oder Anne Vagt, wobei besonders letztere den erzählerischen Comic hinter sich lässt und mit freien Illustrationen Bausteine einer Abenteuer-Geschichte präsentiert. Beeindruckend ist neben der Qualität der Arbeiten auch die Verarbeitung. Layout und Satz, Druck und Verarbeitung sind für ein selbstverlegtes Independent-Projekt außergewöhnlich und man fühlt sich an französische Micro-Editionen, wie sie kürzlich im Strapazin vorgestellt wurden, erinnert.

Häufig folgen solchen Projekten dann aber keine weiteren Nummern. Der Aufwand ist zu groß, man steckt nur eigenes Geld hinein und ähnliches. Gibt es dann eine zweite Nummer, fällt diese meist hinter die erste zurück; der Anfangsenthusiasmus ist verraucht. Nicht aber so bei »Aua! Aua! Heiss! Heiss!« Schon vor einiger Zeit erschien die Folgenummer und sowohl inhaltlich als auch gestalterisch wurde das Niveau problemlos gehalten. Erfreulicherweise sind viele der Geschichten nun noch freier und experimenteller. Das Thema diesmal war die »Bravo« und so finden sich Teeniegeschichten, Starschnitte, Junge-sucht-Mädchen-Anzeigen und natürlich eine Foto-Love-Story. Das ist alles ganz wunderbar verspielt und brodelt über vor Ideen. Besonders »Blutsbrüderschaft«, der Fotoroman von Inga Seevers, Anneke Lindner und Carolin Löbbert, überzeugt mit seiner Vermischung von klassischer Fotogeschichte und Animation/ Illustration. Auch ist man seit dieser Ausgabe international und so findet der auch in »Orang« oder »Strapazin« stattfindende Austausch zwischen dem deutschsprachigen und asiatischen Raum hier seinen Niederschlag mit zwei Manga von Tada Yukihiro und Hiratake Shinya.

Die Nummer 1 ist bereist vergriffen, daher sollte man es sich nicht lange überlegen, wenn man die aktuelle Nummer noch ergattern möchte.