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1. März 2011
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Felix Giesa
für satt.org |
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Triebwerk #4: ARBEIT Zumindest die Comicwelt ist auch in Kassel in Ordnung. Dort haben ehemalige Studierende den Rotopolpress Verlag gegründet. Neben eigenen Produktionen erschien dort auch die dritte Nummer von »Triebwerk«, der Comicanthologie der Kunsthochschule Kassel. Neben Hendrik Dorgathen unterrichtet nun auch Kai Pfeiffer die Illustrationsklasse in Kassel. Den Unterschied merkt man dem neuen, nun wieder selbstverlegten Triebwerk nicht nur durch ein verändertes Format an. »Arbeit« hatte Kai Pfeiffer seinen Studierenden als Semesterthema aufgetragen und ihnen damit eine ‚Arbeit’ gegeben. Die unterschiedlichen Auslegungen des Themas sind dabei gar nicht das überraschende; wenn mehr als zwanzig Künstler sich zu einem Thema äußern, sind selten identische Ergebnisse zu erwarten. Anschaulich macht das auch das Tafelbild zum Wortfeld »Arbeit« von Ulli Lust, welche die Klasse eine Woche lang begleitete. Viel mehr als die politischen, gesellschaftlichen, persönlichen und humoristischen Interpretationen ist das gesamte Erscheinungsbild des Bändchens. Ein regelrechtes Zeichenheft ist es geworden, kein Skizzenheft wohlgemerkt. Die Arbeiten sind trotz ihrer teilweisen Skizzenhaftigkeit keineswegs unfertig oder unvollständig. Sie betonen viel eher die Zeichnung als solche, betonen also das Prozesshafte ihrer Arbeit. Wird im Mainstreamcomic mittlerweile der Großteil der Zeichenarbeit am Computer geleistet, stellt »Triebwerk 4« eine Rückbesinnung auf die Herkunft der Erzählform dar. Das Verspielte in den Comics von Daniela Witzel, Marc Walther oder Ilknur Kocer, die Betonung der Linie in den Arbeiten von Ines Christine Geisser, Kirsten Rothbart oder Isabel Seliger stehen ebenso in der frühen, unreglementierten Tradition der »Erzählungen in Bildern« eines Rudolphe Töpffers wie in der kreativen Tradition der Underground Comix der 1960er Jahre. Beide Traditionen zeitigten einen Aufbruch. Die hier versammelten Arbeiten stellen schon einmal einen Aufbruch dar, ihren weiteren Weg zu beobachten, dürfte spannend werden.
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