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21. Oktober 2008
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Felix Giesa
für satt.org |
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6 Ballroom Blitz„Ballroom Blitz“ ist eine Manga-Anthologie. Und zwar eine sehr gute. Das verwundert. Aber begeistert auch angenehm. Schließlich scheint es ja so zu sein, zumindest wenn man Verlagstatements liest und Comicläden besucht, dass derzeit hauptsächlich Mangas verkauft werden – mit dem Schwerpunkt auf Masse statt Klasse. Die Fankultur ist umfangreich und mittlerweile hat sich ein regelrechtes Mangaka-Netzwerk auch hierzulande etabliert. Die Kommunikation läuft hauptsächlich über die Plattform Animexx e.V., die auch der Publikation von eigenen Mangas dient. Treffen der einzelnen ZeichnerInnen sind eher selten, wenn, dann zu den üblichen Comicmessen. Dort sind auch die Mangas in Form von Dōjinshis (dem japanischen Pendant zu selbstverlegten Mini-Comics) zu erwerben. Regelmäßig werden seit einiger Zeit über den Verlag „Schwarzer Turm“ thematische Anthologien, und mit „Paper Theatre“ auch ein eigenes Manga-Magazin, mit Arbeiten von Animexx-Zeichnerinnen veröffentlicht. „Ballroom Blitz“ ist nun die neuste Produktion aus diesem Hause und die Veröffentlichung wurde in Erlangen sogar von einer Ausstellung begleitet. Das Ergebnis ist nun leider (oder zum Glück?) weniger „Sweet“ als der glam-rockige Titel es vermuten lassen würde, sondern es findet sich ein Potpourri rund um la musique. Dabei überzeugen die einzelnen Beiträge mit einer Vorstellung von dem, was für sie Manga ist, die sich wohltuend von dem die breite Masse bestimmenden Kindchenschema abhebt. Begeistern kann vor allem Romina Walch, von den Royal Walchs, die mit „Magic Mütze“ (erschienen in „Paper Theatre“) bereits einen überzeugenden Untergrund-Hit hatten. Mit ihrer Geschichte „No Love Lost“ persifliert sie die bestehenden Manga-Themen und zeigt, was Turbo Negro schon vor Jahren kolportierten: „In norway we fuck punk rock girls, or at least, one another!“ (oder so ähnlich ...) Richtigem Luftgitarren-Rock-Gepose gibt dann Maximilian Scheer noch eine narrative Form, wenn er um zwei Luftgitarren-Kontrahenten einen hanebüchenen Plot zimmert. Da kann auch Mawil, der hier sein Manga-Debüt gibt, nicht mithalten. Zwar zeichnet er in japanischer Leserichtung, aber sonst bleibt alles unverkennbar Mawil. Neben diesen Beiträgen finden sich noch sechs weitere, die „Ballroom Blitz“ zu einem echten Überraschungshit machen. Den deutschen Manga-Untergund sollte man also im Auge behalten!
Carolin Walch (Hrsg.): Abbildungen aus dem besprochenen Band: Romina Walch hat einen unübersehbaren Hang zu echten Rocksäuen mit wulstigen Lippen. Maike Plenzke fällt graphisch vollkommen aus der Anthologie. Ihr weicher Strich und die blumig-verträumte Stimmung sind jedoch eine willkommene Abwechslung. Viktor Wankel wird nachher noch mit seiner Luftgitarre noch einem kleinen Jungen den Allerwertesten retten. Und ist es nicht das, worum es beim Rock’n’roll geht? (Maximilian Scheer) |
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