Dienstag, der 4. Juni 2002Unterwegs 1
Die Häuser stehen noch dicht an Bahngleisen. Dann weichen sie zurück. Der Zug fährt über eine Brücke. Unten wälzt sich das braune Wasser. Am anderen Ufer beginnen die Lagerhallen. Gabelstapler fahren durch die Tore ein und aus.
Sie drängen sich zusammen, werden weniger, dann kommen die Felder. Die Grenze zwischen Stadt und Land ist fließend. Wie weit muss man fahren, um nicht mehr in der Stadt zu sein?
Horizontale Linien lösen die vertikalen ab. Ich kann den Himmel sehen. Für Wolken kann ich mich immer begeistern. Der Zug scheint langsamer zu fahren, weil die Felder so groß sind. Menschen fallen nicht auf in der Landschaft. Ab und zu steht ein Auto herum, aber nie steigt jemand ein. Ein Traktor fährt über ein Feld, aber niemand scheint ihn zu lenken. Ich möchte mich als teil von etwas fühlen. In der Stadt gibt es nur Menschen. Teil der Stadt zu sein, macht mich klein. Auf dem Land möchte ich wachsen. Ich glaube, auf dem Land langsamer zu leben. Ich glaube, auf dem Land mehr Zeit zu haben.
Mit mir im Abteil sitzt eine Familie. Auf der Gepäckablage steht ihre Kühltasche. Sie redet darüber, sich zu erholen. Wohin sie fährt, ist der Familie eigentlich egal. Jemand hat ihnen gesagt, hier oder dort sei es schön. Das genügt ihnen. Raus aus dem Alltag. Als gäbe es ihn nicht außerhalb der Stadt. Die Familie hat nicht vor, lange genug zu bleiben, um das Besondere zum Alltag werden zu lassen. Sie will mal was anderes sehen. Schon fühlen sie sich befreit und essen mit den Fingern.