daily satt
- daily kurtz -Donnerstag, der 27. Juni 2002Was tun mit der Landschaft?3
Die Natur ist unfreundlich zu mir. Sie will mich nicht. Auch das ist eine Haltung. Sie hat ihren Grund. Ich meide die Natur, wo immer es geht. Meinen Urlaub verbringe ich in Städten. Als Kind war ich mal in den Bergen. Es sollte ein Spaziergang sein. Die plötzliche Zusammenballung von Wolken galt mir. Ein Felsen hing über meinem Kopf. Schotter polterte ins Tal. Der Wind gefror. Die Schnelligkeit verblüffte mich. So zielgerichtet. Plötzlich ist die Natur ein Ereignis. So leicht kommst du da nicht mehr raus. Dem Bekannten eines Freundes ist Folgendes passiert: Er war Professor. In den Ferien fuhr er mit seiner Frau ins Tessin. Er liebte lange, einsame Wanderungen. Einmal kam er nicht zurück aus den Hügeln seiner Kindheit. Seine Frau wartete eine Woche lang auf ihn in dem Ferienhaus, das sie seit zwanzig Jahren jeden Sommer bewohnten. Bis sie ihn fanden. Er lag in einem Bachbett, Beine gebrochen, was weiss ich noch. Weil er Wasser hatte, hatte er noch mehrere Tage gelebt, bis er erfror. Sein Mobiltelefon lag knapp ausser Reichweite in einer Spalte. Die Berge im Tessin wirken so gar nicht gefährlich. Und die Geschichten von denen, die bei plötzlichen Regenfällen in Höhlen ertranken, die kennen wir doch alle.
Mit der Natur ist nicht zu spaßen. Ich bleibe lieber Zuhaus'.