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- daily knörer -
7. Tag: Fafnerstraße (Heinersdorf/Pankow)
Besichtigung: Dienstag, 7.5., 16 Uhr bis 17 Uhr 15
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Zwei Tipps habe ich für alle, die die Fafnerstraße in Heinersdorf (Pankow) besuchen wollen. Der erste: versuchen Sie erst gar nicht, an der S-Bahn-Station Pankow-Heinersdorf auszusteigen und sich von dort aus durchzuschlagen. Erst mal nämlich landen Sie auf der Autobahn, genau genommen auf einem schmalen Fußweg direkt daneben, der Unterschied ist gering. Unter Ihnen liegt ein nicht mehr genutztes Industriegelände der Bahn - und das ist das nächste Problem. Es sind nur ein paar Hundert Meter zur Fafnerstraße, dazwischen aber liegt nicht nur eine dieser allgegenwärtigen Kleingartenkolonien (es muss in Berlin hunderttausende dieser Häuschen geben, im Westen wie im Osten), sondern auch ein Bahndamm. Der lässt sich noch halblegal queren, über einen Bach und durchs Brennesselgestrüpp, Gleise, auf denen lange kein Zug gefahren ist, aber drüben dann ein Zaun und städtische Müllabfuhr. Nochmal Brennessel, übern Zaun und, immerhin, dann sind Sie in der nächsten Kleingartenkolonie. Von da ist die Fafnerstraße, am Rande von Mid- und Asgard inmitten durch nichts gerechtfertigter germanischer Mythologie gelegen, auf Umwegen, aber regulär erreichbar. Auf dem Weg dahin: blühende Rapsfelder, so weit das Auge reicht, eines der ziemlich innerstädtisch gelegenen Enden Berlins.
Viel einfacher geht's, wenn Sie den Bus nehmen, Linie 61, von Weißensee aus, der bringt Sie direkt hin. Bevor Sie jetzt loseilen, hören Sie lieber noch meinen zweiten Tipp: lassen Sie's bleiben. An der Fafnerstraße ist nichts, das den Besuch wert wäre. Kleingärten auf der einen, Einfamilienhäuser auf der anderen Seite. Der Name (Fafner ist der Drache, den Siegfried besiegt, vgl. Ring des Nibelungen) ist ein Witz, diese Straße ist abgrundtief langweilig. Die nächste Parallelstraße trägt den denkbar uncharismatischen, aber passenden Namen "Straße 1", da sind der Verwaltung endgültig die Ideen ausgegangen. Am vorderen Ende der Fafnerstraße eine Bushaltestelle, gleich daneben ein Café mit riesengroßer Werbe-Eistüte, dahinter baumelt an einem Galgen eine aus Styroporfetzen gebastelten Spreequell-Dekoration, ziemlich deformiert von Wind und Wetter. Neben den Rapsfeldern liegt eine weitere Kleingartenkolonie, deren Wege nach deutschen Märchenfiguren benannt sind, von Schnewittchen bis Frau Holle, aber auch von Schnatterinchen bis Pittiplatsch. Eigentlich wollte ich da auch noch hin, hab's aber bleiben lassen. Setzte mich in den Bus und stieg im Prenzlauer Berg wieder aus. Auf manchem Ausflug erfährt man den guten Grund dafür, ihn bleiben zu lassen.