Nirgends sonst, von allfälligen Wegen, die einem das Davonkommen aus dem eigenen Kiez aufnötigt, abgesehen, bin ich in Berlin so oft wie auf dem Potsdamer Platz. Das hat mit den vielen Kinos zu tun, aber ich fühle mich auch auf eigentümliche Weise wohl da. Bekomme jenes seltsame Heimatgefühl, das sich der Globalisierung einer (gewiss falschen) Vertrautheit verdankt, der Anwesenheit der immerselben Marken in den immerselben Einkaufszentren in der jedoch alles andere als auch sonst immerselben westlichen Welt. Ich fühle mich, so pervers es scheinen mag, in der Abstraktion zuhause, im ganz oberflächlich Ähnlichen von Logos und Marken und Strukturen von Öffentlichkeit.

Und der Potsdamer Platz ist ein solcher Nirgendwo- und Überall-Ort, wenngleich er und ich uns inzwischen schon ein bisschen gemeinsame Geschichte angefuttert haben: durch die Vox-Straße führt, am schilfbegrünten Alibiwasser der Weg vorbei zur Staatsbibliothek und alljährlich im Frühjahr eile ich, berlinalebedingt, durch die Straßen und Gassen von Daimler & Sony. Das geht auch bei scheußlichem Wetter wie gestern, man kann von Dach zu Dach hüpfen, vom Eingang des Cinemaxx zum Sushi-Laden etwa (dazwischen steht heute ein Hydraulikschlauchsofortservicewagen). Nein, nicht von Dach zu Dach, sondern von überdachtem Bürgersteig zu überdachtem Bürgersteig, ich bin ja nicht Spiderman. Der ist allerdings auch hier, im Atrium der Daimler-Kathedrale, wo mutmaßlich die Deko für die Feier zur Deutschland-Premiere des Films aufgebaut wird (man darf gerade nicht rein). Spiderman hängt gerade regungslos an einer Häuserfassade herum.