daily satt
- daily knörer -
14. Tag: Mexikoplatz (Zehlendorf)
Besichtigung: Dienstag, 14.5., 15 Uhr bis 16 Uhr
Es scheint, aber ist nicht so, dass am Mexiko-Platz die Zeit stehen geblieben ist (in, sagen wir, den 60er Jahren). Nein: Man hat sie stillgestellt und zwar bei der Wiederherstellung Mitte der achtziger Jahre (fehlt nur noch ein Schloss). Ein nettes Stück Oberbayern, im Hinterland die Villenkolonie am Schlachtensee, die der Infrastruktur-Grund für den Jugendstil-Bahnhof war, auf den der Platz ausgerichtet ist. Authentisch die Buchhandlung im Bahnhof, die die Sonderangebote als "Inventur-Schlafmützen" und als "1-A- Taschenbücher" anpreist, ganz und gar nicht authentisch die öffentlichen Fernsprecher und der allerliebst nostalgische Briefkasten.
Ein Weg führt ab von der vielbefahrenen Argentinischen Allee, in ein kleines Stückchen Wald, darin liegt, wunderschön, der Waldsee, das Ufer aber ist, Stück für Stück für Stück, Privateigentum der Villenbesitzer. Der eine lässt sich das Haus von einem reichlich gelangweilten Polizisten bewachen (da wird man richtig neugierig), der andere legt großen Wert auf Anonymität und schreibt ein kryptisches R. auf das Klingelschild und den Briefkasten (da wird man erst recht neugierig). Hier hat's keiner nötig, irgendwelche Privatschilder anzubringen, man setzt auf die Ehrfurcht, die so ein Villentrumm mit disproportionierten Säulen und monströsen Erkern einflößt.
Ist aber nicht alles unsympathisch hier. Der ganz in Holz ausgeschalte Spar direkt am Mexiko-Platz ist klasse, auch in einem der Gärten ein metallenes Pferd. Dazu das archetypische Oma-Café "Krone" und die Sonne, die hier vermutlich immer scheint. Mit dem Bus kann man von hier direkt nach Zehlendorf hineinfahren, wo es auf der Teltower Allee irgendwie vertraut wuselt: aber vertraut nicht aus Berlin, sondern aus einer x-beliebigen deutschen Kleinstadt. Um die Ecke ein winziges Kino, baufällige Hütte namens Bali, sollte man mal hingehen.