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Trentemøller Live in Concert EP Roskilde Festival 2007 Elektro und Techno einigermaßen glaubwürdig auf die (Live-)Bühne zu bringen, ist eine große Kunst. Anders Trentemøller, dänischer DJ, Producer und Remixer bewies mit seinem umjubelten Auftritt beim letztjährigen Roskilde-Festival, dass es durchaus möglich ist, die Massen mit wohltemperiertem Minimal-Dancefloor-Tech zum Ausrasten zu bringen. Seit seinen hochgeschätzten Alben „The Last Resort“ (2006) und „The Trentemøller Chronicles“ (07) steht Trentemøller für eine ebenso kühne wie emotionale Mischung aus poppigen, melancholischen Melodien und glasklaren elektronischen Strukturen; viele Künstler ließen bereits ihre Tracks von Trentemøller remixen, um etwas von seinem skandinavischen Zauber abzubekommen. Auf der jetzt veröffentlichten Live-EP entfaltet sich Trentemøllers Können eindrucksvoll: ganze zehn Minuten lang ist der Opener „Take Me Into Your Skin“, Spannung baut sich beinah unmerklich auf, um dann die Crowd in schwindelnde Höhen zu entführen. Neben vier während des Auftritts in Roskilde mitgeschnittenen Tracks befinden sich zur Abrundung drei Remixe von Mikael Simpson, Kasper Bjørke und Gluteus Maximus auf der EP, darunter Trentemøllers großer Hit „Moan“. ◊ ◊ ◊
Daniel Haaksman präsentiert: Bossa Do Morro In diesem Jahr feierte die Bossa Nova, der typische brasilianische Musik- und Tanzstil mit Samba- und Jazz-Wurzeln, fünfzigsten Geburtstag. Anläßlich dieses Jubiläums erschienen auch hierzulande unzählige Compilations, die die sanften und gleichzeitig knackigen Bossa-Klänge in allen erdenlichen Variationen unters Volk brachten. Der Berliner Journalist, DJ und Produzent Daniel Haaksman, renommierter Bossa-Aficionado und Experte, erfreut die Tanzwütigen nach seinem Sampler „Rio Baile Funk Favela Booty Beats“ in diesem Herbst mit dem Album „Bossa Do Morro“: „Do Morro“ heißt „vom Hügel“ und steht synonym für raue Baile-Funk-Rhythmen, die junge DJs aus den ärmeren, am Berghang gelegenen Vierteln Rio de Janeiros einsetzen, um die inzwischen ein wenig angestaubten Bossas für die Jetztzeit flott zu machen. Die Namen der remixenden DJs sagen dem deutschen Publikum wenig, die Titel der Originale dürfen aber als bekannt vorausgesetzt werden: Baile Funk-Pionier DJ Nazz möbelt Joao Gilbertos Bossa-Welthits „Desafinado“ und „Girl From Ipanema“ mit rasanten Funk- und HipHop-Elementen auf, andere Stücke wie Tom Jobims Klassiker „Agua de Beber“ werden mit Samples und elektronischen Beats clubtauglich gemacht. Der deutsche Jazzsaxophonist Klaus Doldinger hatte während der sechziger Jahre eine intensive Bossa-Phase: sein Stück „Insensatez“ klingt im Remix von DJ Edgar überraschend frisch und tanzbar. „Bossa Do Morro“ ist eine gelungene Compilation, die Tradition und Moderne perfekt vereint. ◊ ◊ ◊
Ten Years of Mo'Horizons Kaum zu glauben, dass Mo'Horizons schon seit nunmehr zehn Jahren unterwegs sind, unglaublich auch, dass der knackig-funky Nu-Bossa-Latin-Style der „Mo'Hos“ aus Hannover/Niedersachsen stammt und nicht aus Brazil. Ralf Droesemeyer und Mark „Foh“ Wetzler fanden sich 1998 zusammen, um der ihnen öde und langweilig gewordenen Club- und Loungemusic mit Jazz-, Soul-, Bossa- und Sambaelementen neues Leben einzuhauchen. Mittlerweile können die beiden auf ein hübsches Oevre zurückblicken, das sie auf zwei CDs stolz präsentieren: Disc One versammelt die wichtigsten und populärsten Mo'Horizons-Tracks wie „Bosshannover“, „Remember Tomorrow“, „Fly away“ oder „My Bombombomb“. Auf Disc Two dürfen sich remixende Freunde austoben: Mr Confuse kümmert sich um „Insatiable“, das bereits erwähnte „My Bombombomb“ erstrahlt dank des Flamingo Star Remix in neuem Glanz und The Bahama Soul kitzeln die karibische Seele aus „Kikiribu“ heraus. Ach ja, sehr sympathisch: im Booklet bedanken sich Droesemeyer und Wetzler bei allen bisherigen Gastmusiker und -vokalisten. ◊ ◊ ◊
Glitterbug: Supershelter Superschutz für Glitzerkäfer? Der Dance-Entwurf des Kölner DJs Glitterbug (Till Rohmann) ist fantasievoll und atmosphärisch, läßt Raum für Emotionen und Ideen. Glitterbug ist ein vielbeschäftigter Mann, seine Laufbahn beginnt Ende der achtziger Jahre in der illegalen Acid-Partyszene Kölns, er entwickelt eine große Liebe zu Detroit-Techno und Housemusic, aber auch experimentellem stuff. Seit einigen Jahren ist Glitterbug unverzichtbarer Bestandteil der Tel Aviver Technoszene, unter anderem organisiert er dort regelmäßig das c.sides-Festival. Sein Debütalbum, das er auf seinem eigenen Label c.sides veröffentlicht, bringt Minimal- und Klassikelemente zusammen („The Things I Long to do“, „Up North“), der gerade Beat läßt die Käferchen tanzen („Oh My Hick!“) und überhaupt ist die Stimmung auf „Supershelter“ angenehm und heiter, ein klein bisschen herbstlich-melancholisch vielleicht, im Großen und Ganzen aber herzerwärmend. Das freundliche Gesicht des Techno. ◊ ◊ ◊
SebastiAn Remixes Produktionen aus dem Hause Ed Banger sind ja nicht unbedingt für den sensiblen Umgang mit Tonmaterial bekannt, im Gegenteil, bei Bangers daheim haut man mit Wonne und ohne Rücksicht auf Verluste auf die Kacke, als sei Electroclash gerade erst erfunden. Das kann man mit Verve ablehnen oder auch toll finden, klar ist, dass der Ed Banger-Sound mit seinem Geknarze und ADS-Beats Mauern zum Einsturz und Nachbarn zur Weißglut bringen kann. SebastiAn, DJ, Produzent und Banger-Mastermind, legt sechzehn Remixe vor, die die Originale weitestgehend unkenntlich machen, The Rakes' „We Danced Together“ ist nur noch an den Vocals erkennbar, auch The Kills, Kelis, Klaxons und Bloc Party wurden der typischen Banger-Behandlung unterzogen, die teils erstaunliche, aber auch nervige Ergebnisse liefert. Einzig Daft Punks „Human After All“ kann sich gegen SebastiAn behaupten. ◊ ◊ ◊
Fort Knox Five: Radio Free DC Die Washingtoner Musiker- und Remixerclique Fort Knox Five legen nach unzähligen Singles und Mixes für andere Künstler (unter anderem für den HipHop-Granddaddy Africa Bambaataa) mit „Radio Free DC“ ihr langerwartetes Debütalbum vor, das ein veritabler Funkknaller ist. Die Ausnahmestellung des Quartetts (nicht etwa Quintetts, wie der Bandname nahelegen könnte) wird nicht zuletzt dadurch klar, dass „Radio Free DC“ als erstes elektronisches bzw. Clubalbum überhaupt vom altgedienten Punklabel Dischord vertrieben wird – Fort Knox Five bringen auch den oldschooligsten Irokesenpunk auf die Tanzfläche. Sid Barcelona, Jon Horvarth, Rob Myers und Steve Raskin haben den Soul, Funk und HipHop so sehr, dass Gwen Stefani sie als Tour-DJs einlud, „Radio Free DC“ wird die Liste derjeniger, die ähnliche Begehrlichkeiten hegen, noch verlängern: Knackige Bläser, Hammondorgeln, funky Beats und durchgehende Partyatmosphäre prägen die zwölf Tracks, die zwischen Retro-Style und Futurismus hin- und herbouncen. Das hymnische „Funk 4 Peace“ präsentiert mit Gastsänger Mustafa Akbar einen würdigen Nachfolger James Browns, Latineinflüsse hört man bei „Sao Funky (Pts. One & Two)“, „Killa Soundboy“ featuring Sleepy Wonder & Zeebo huldigt dem urbanen HipHop-Beat. ◊ ◊ ◊ |
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