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17. August 2009
 


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  Simian Mobile Disco: Temporary Pleasure
Simian Mobile Disco:
Temporary Pleasure

Wichita, Cooperative, Universal
» simianmobiledisco.co.uk
» myspace


Simian Mobile Disco: Temporary Pleasure

Zwei Jahre nach ihrem Debütalbum „Attack Decay Sustain Release“ legen Jas Shaw und James Ford alias Simian Mobile Disco nach: „Temporary Pleasure“ kokettiert zwar im Titel mit dem flüchtigen, begrenzten Vergnügen einer durchtanzten Clubnacht, die Tracks selbst aber tun einiges dafür, mehr als nur ein kurzer Spaß zu sein. Zuallererst fällt die hochkarätige GastsängerInnenliste auf: Gruff Rhys von den Super Furry Animals ist dabei, Jamie Lidell, Chris Keating (Yeasayer), Alexis Taylor von Hot Chip, die HipHopper Young Fathers und – heutzutage unverzichtbar – Beth Ditto von The Gossip. Telepathe sind auf dem letzten Stück („Pinball“) zu hören, das am wenigsten nach Simian Mobile Disco klingt: Melissa Livaudais und Busy Gangnes gelingt es, sich den Track völlig anzueignen, zu einem typischen Telepathe-Song zu machen. „Temporary Pleasure“ ist aber mehr als ein bunter Reigen illustrer Gäste: Shaw und Ford zeigen, dass sie mit einigem Recht begehrte Remixer und Producer sind (u.a. für The Klaxons, The Go! Team und Air), kombinieren achtzigerinspirierten Elektropop mit trockenen Technobeats, folkloristische Rhythmen mit tanzbaren Grooves, holen bei „Ambulance“ (ohne Gaststar) den Monsterbass raus, lassen Jamie Lidell einen delirierenden Clubtrack performen („Off the Map“) und werden mit dem von Chris Keating gesungenen „Audacity of Huge“ alle Dancefloors dieser Erde füllen. Zumindest „temporary“ alles richtig gemacht!


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  Fat Freddy´s Drop: Dr. Boondigga & The Big BW
Fat Freddy‘s Drop:
Dr. Boondigga & The Big BW

The Drop
» fatfreddysdrop.com
» myspace


Fat Freddy´s Drop: Dr. Boondigga & The Big BW

Es ist Sommer in Deutschland, und zwischen den breiten Gewitterfronten, Tornados und Überschwemmungen nutzen die Leute die Sonnenstrahlen, um sich an den verbliebenen trockenen Orten niederzulassen, sich auszustrecken und sich über die komischen Klamotten und Figuren der anderen zu amüsieren. Die richtige akustische Untermalung bildet das zweite Album dieser Band, die in Australien eine ganz große Nummer ist – eine Nummer 1 sogar. Dort stand „Dr. Boondigga & The Big BW“ sofort bei Charteintritt. Und tatsächlich ist der Sound dieser Equipe was für schwache Nerven. So richtig auf ein Genre festpinnen kann man ihn nicht, aber Soul, Reggae, Funk und Dub sind sicherlich nicht die falschesten Anhaltpunkte. Eine für den Sommer ungemein geeignete Platte, auch wenn sie auf Dauer schnell die Langeweilegrenze überschreitet - aber wenn das Hirn von der Schwüle durchgeweicht ist, dann benötigt man sowas leicht bekömmliches manchmal eben auch. [Tina Manske (Text erschienen zuerst bei titel-magazin.de)]


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  Ian Simmonds: The Burgenland Dubs
Ian Simmonds:
The Burgenland Dubs

Musik Krause, Kompakt
» myspace


Ian Simmonds: The Burgenland Dubs

Musik, die aus der Kälte kommt und das mitten im Hochsommer: Ian Simmonds, britischer Elektronik-Tüftler, der mit seinem Bandprojekt The Sandals (1992 – 94) vielen als Wegbereiter des TripHop gilt, zog vor einigen Jahren von London nach Jena (!), tritt häufig dort im Club Kassablanca auf und ist begeistert vom „klangkreativen Spirit der Stadt“ (!!). Für sein neues Album suchte Simmonds nach einem ganz speziellen Ort und fand diesen auf der Burg Wendelstein im Burgenland. Zwei Sommer, aber vor allem zwei harte Winter lang, die er bei – 25 Grad mit „Eiskristallen im Bart“ verbrachte, arbeitete er hinter dicken Burgmauern an „The Burgenland Dubs“, die – im Gegensatz zur frostigen Entstehungsatmosphäre – rundweg warme Sounds verströmen. Simmonds verknüpft afroamerikanische Rhythmen mit Detroit-Techno, Downbeat und Jazz, klingt dabei mal abwartend-lässig („Rootz“), erinnert kitschfrei an die frühen Santana und Al Di Meola („Diver“) und entwickelt wahrhaft mystische Techno-Visionen wie in „Downhome“ und „The Dog“. Alles zusammengehalten von Simmonds' Dub-Spirit - für freigeistige Tänzer und Connaisseure.


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  The Herbaliser Band: Session 2
The Herbaliser Band: Session 2
!K7, Alive
» herbaliser.com
» myspace
» theherbaliserband-session2.com


The Herbaliser Band: Session 2

Neun Jahre sind vergangen, seit Jake Wherry und Ollie Teeba alias The Herbaliser „Session 1“ einspielten, einen funkgeladenen Hybriden aus Big Band-, Rare Groove- und Clubsounds. Die beiden Westlondoner sind ja eher für ihre HipHop- und Sampling-Tracks bekannt, aber die Liebe zum vollfetten Orchesterklang ließ The Herbaliser nicht los und im Lauf der Jahre entstanden viele live und analog aufgenommene Versionen ihrer Albumhits von „Blow Your Headphones“ bis „Same As It Never Was“. Zeit also für „Session 2“: Weniger Samples, mehr „richtige“ Instrumente, mehr cineastische Atmosphäre und eine komplette Studioband, bestehend aus GastsängerInnen und -musikern wie Jessica Darling und den Hornbläsern Ralph Lamb und Andy Ross – das erwartet kurz gefasst die geneigten Hörer. Musikalisch reicht die Bandbreite von rhythmisch vertrackten, angejazzten Stücken wie „MS Prelude“ über die swingende Scratch-HipHop-Elektro-Etüden mit sanften Bläsern „Moon Sequence“ bis zum wehrlos machenden Big Beat-Ohrwurm „Amores Bongo“.


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  Noiseshaper: Satellite City
Noiseshaper:
Satellite City

Cat'n Roof Records, Groove Attack
» noiseshaper.net
» myspace


Noiseshaper: Satellite City

Sommerzeit – Dub- und Reggaezeit: Noiseshaper aus Berlin (Axel Hirn und Florian Fleischmann) haben sich für die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Satellite City“ die ideale Jahreszeit ausgesucht. Der Opening Track und erste Single „Big Shot“ swingt so reggaemäßig relaxt und eingängig ins Ohr, dass die anderen Titel schon fast experimentell anmuten. Dabei lehnen sich Noiseshaper bei Licht betrachtet gar nicht so weit aus dem Fenster, es ist die Mischung, die „Satellite City“ ausmacht. Lässige Lounge-Sounds mit E-Gitarre und Gastsängerin bei „Ghetto“, urbaner Soul, R'n B und sozialkritische Lyrics bei „Got It Bad“, elastisch hüpfende Beats und ein waschechter Dancehall-Toaster auf „Universal“ („... in a rub-a-dub-style...“), spukige Großstadtklänge beim Titeltrack, zischelnder Elektro zu warmen Bässen bei „Sod´s Law“, deeper Dub und Reggae bei „We Rock It“, traditionelle, ein klein bisschen schmalzige Reggaeklänge am Schluss („Some Say“). Wie schon bei Noiseshapers Album „The Signal“ von 2003 setzen die eingeladenen Sänger und Sängerinnen Juggla, Wayne Martin, Sherrez und Jackie Deane die wichtigen Akzente. Einen wirklich eigenständigen Sound kriegen Noiseshaper nicht hin, aber dafür ein entspanntes und streckenweise sehr tanzbares Album.


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