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27.04.2003 Lyrik.Log Die wöchentliche Gedichtanthologie (2003-2005). Herausgegeben von Ron Winkler. 99: Oswald Egger 98: Arne Rautenberg 97: Achim Wagner 96: Uljana Wolf 95: José F.A. Oliver 94: Maik Lippert 93: Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki 92: Kurt Drawert 91: Holger Benkel 90: Brigitte Fuchs 89: Uwe Tellkamp 88: Tobias Grüterich 87: Uwe Kolbe 86: Clemens Kuhnert 85: Gerhard Falkner 84: Franzobel 83: Wojciech Izaak Strugala 82: Lutz Rathenow 81: Iain Galbraith* 80: Nicolai Kobus 79: Jürgen Theobaldy 78: Rainer Stolz 77: Wilhelm Bartsch 76: Nico Bleutge 75: Mikael Vogel 74: Raphael Urweider 73: Eberhard Häfner 72: Andrej Glusgold 71: Joachim Sartorius 70: Björn Kuhligk 69: Christopher Edgar* 68: Crauss 67: Denise Duhamel 66: Richard Pietraß 65: Norbert Hummelt 64: Nikola Richter 63: Richard Dove 62: Volker Sielaff 61: Günter Kunert 60: Hendrik Rost 59: Lydia Daher 58: Thomas Böhme 57: Florian Voß 56: Franz Hodjak 55: Adrian Kasnitz 54: Marcel Beyer 53: Steffen Brenner* 52: Rotraud Sarker 51: Sabina Naef* 50: Morten Klintø* 49: Renatus Deckert 47: Jan Wagner 46: Emma Lew 45: Gintaras Grajauskas 44: Matthias Göritz 43: Paulus Böhmer* 42: Birte Wolmeyer 41: Christian Lehnert 40: Daniela Danz 39: Hauke Hückstädt 38: Ilma Rakusa 37: Gerald Fiebig 36: Anna Hoffmann 35: René Hamann 34: Oskar Pastior* 33: Tom Schulz 32: Monika Rinck* 31: Mirko Bonné 30: Said 29: Daniela Seel 28: Olga Martynova » Internodium 27: Helwig Brunner* 26: Lutz Seiler 25: Ulf Stolterfoht 24: Nick Riemer 23: Elke Erb 22: William Stone 21: Daniel Falb 20: Raoul Schrott* 19: Ulrike Draesner* 18: Stan Lafleur 17: Silke Scheuermann 16: Jörg Schieke 15: Jan Volker Röhnert 14: Marion Poschmann* 13: Anne Beresford* 12: Lars-Arvid Brischke 11: Bert Papenfuß 10: Volker Braun 09: Cornelia Schmerle 08: Guy Helminger 07: Michael Hamburger* 06: Hartwig Mauritz 05: Jürgen Nendza 04: Maren Ruben 03: Frans Budé 02: Friederike Mayröcker* 01: Andreas Altmann* * mit Anmerkungen Die Rechte an den Texten liegen, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei den jeweiligen Autoren. (Betrifft den Zeitpunkt der Veröffentlichung) |
Lyrik.Log 14Marion PoschmannGrund zu SchafenKochbirnen Walnüsse Gras es war weiß es war rot es war grau Mosaike aus Bauschutt verlorenes Material wir verhielten uns unsichtbar späte Ware die Nachkriegsmatratzen wie Altersflecken im Garten bekamen wir Schwachstellen unsere T-Shirts auch tagsüber noch voller Nacht die Birnen verrechneten wir mit den Wespen ein Blumenstau gratis zum Ende des Sommers war weiß oder rot jede Hitze vermehrte sich eine Wiese mit Bäumen man wuchs unter Blitzen auf dunkelte nach war das Auftragen alter Bekleidung kein Grund zu Schafen Marion Poschmann geboren 1969, lebt in Berlin. Von ihr erschien 2002 der Gedichtband Verschlossene Kammern (zu Klampen!) sowie der Roman Baden bei Gewitter (Frankfurter Verlagsanstalt). Ron Winkler schreibt über das Gedicht: so Geringes sie anscheinend auch leistet, die Zeile vom Grund
zu Schafen, so sehr und forsch prägt sie doch jede, auch die wiederholte
Lektüre. sie entnimmt dem Schlafen einen Buchstaben, einen Lenkbuchstaben,
und verstellt das Wort auf eine andere Existenzform, transformiert den Schlaf
leichtfertig in ein stoisches Weidegeschöpf. ein nichtschlafendes Schlafwesen,
eine Schlafenstranszendenz, zu der erst scheinbar ein, letztlich aber kein
Grund mehr besteht.
Kochbirnen Walnüsse Gras sind als Boden für jenes seltsame Zustandstier ausgelegt, als doppelter, vager Grund. nach sechs Wörtern schon ein Ort. eine Halde, die mit jedem weiteren Wort ins Rutschen gerät. angesichts von Nachkriegsmatratzen, Altersflecken und anderer Schwachstellen besteht akute Notwendigkeit – man hat die gewitzte Absurdität der Wendung schon internalisiert – zu Schafen. also hinüber zu mutieren in die Seinsform einer, wie man sie gemeinhin kategorisiert, anspruchslosen Art. die Schafwerdung, die sachte Schafung erlaubt ein weniger sichtbares Dasein, eine ungestörtere Existenz. die Schwachstellen lassen sich als Schafstellen erklären. in den Körpern hängt erleichternd Nacht, also Müdigkeit, also Fremdheit, also Entpflichtung. so wächst man auf und weiter. einen Parcours entlang von schaffen, schlafen und schafen. Kochbirnen Walnüsse Gras. wenn das Weiße, Rote oder Graue unter den Bestimmungsversuchen entgleitet, lenkt man sich ab mit der geheimen Mathematik von Birnen-Wespen-Gleichungen. und erhält Kontur durch das Auftragen alter Bekleidung. das man selbst ist. ein Blumenstau, ein Lumenstrauß. |
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