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24.10.2004 Lyrik.Log Die wöchentliche Gedichtanthologie (2003-2005). Herausgegeben von Ron Winkler. 99: Oswald Egger 98: Arne Rautenberg 97: Achim Wagner 96: Uljana Wolf 95: José F.A. Oliver 94: Maik Lippert 93: Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki 92: Kurt Drawert 91: Holger Benkel 90: Brigitte Fuchs 89: Uwe Tellkamp 88: Tobias Grüterich 87: Uwe Kolbe 86: Clemens Kuhnert 85: Gerhard Falkner 84: Franzobel 83: Wojciech Izaak Strugala 82: Lutz Rathenow 81: Iain Galbraith* 80: Nicolai Kobus 79: Jürgen Theobaldy 78: Rainer Stolz 77: Wilhelm Bartsch 76: Nico Bleutge 75: Mikael Vogel 74: Raphael Urweider 73: Eberhard Häfner 72: Andrej Glusgold 71: Joachim Sartorius 70: Björn Kuhligk 69: Christopher Edgar* 68: Crauss 67: Denise Duhamel 66: Richard Pietraß 65: Norbert Hummelt 64: Nikola Richter 63: Richard Dove 62: Volker Sielaff 61: Günter Kunert 60: Hendrik Rost 59: Lydia Daher 58: Thomas Böhme 57: Florian Voß 56: Franz Hodjak 55: Adrian Kasnitz 54: Marcel Beyer 53: Steffen Brenner* 52: Rotraud Sarker 51: Sabina Naef* 50: Morten Klintø* 49: Renatus Deckert 48: Roza Domascyna 47: Jan Wagner 46: Emma Lew 45: Gintaras Grajauskas 44: Matthias Göritz 43: Paulus Böhmer* 42: Birte Wolmeyer 41: Christian Lehnert 40: Daniela Danz 39: Hauke Hückstädt 38: Ilma Rakusa 37: Gerald Fiebig 36: Anna Hoffmann 35: René Hamann 34: Oskar Pastior* 33: Tom Schulz 32: Monika Rinck* 31: Mirko Bonné 30: Said 29: Daniela Seel 28: Olga Martynova » Internodium 27: Helwig Brunner* 26: Lutz Seiler 25: Ulf Stolterfoht 24: Nick Riemer 23: Elke Erb 22: William Stone 21: Daniel Falb 20: Raoul Schrott* 19: Ulrike Draesner* 18: Stan Lafleur 17: Silke Scheuermann 16: Jörg Schieke 15: Jan Volker Röhnert 14: Marion Poschmann* 13: Anne Beresford* 12: Lars-Arvid Brischke 11: Bert Papenfuß 10: Volker Braun 09: Cornelia Schmerle 08: Guy Helminger 07: Michael Hamburger* 06: Hartwig Mauritz 05: Jürgen Nendza 04: Maren Ruben 03: Frans Budé 02: Friederike Mayröcker* 01: Andreas Altmann* * mit Anmerkungen Die Rechte an den Texten liegen, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei den jeweiligen Autoren. (Betrifft den Zeitpunkt der Veröffentlichung) |
Lyrik.Log 89Uwe Tellkampaus: Der Nautilus: Falter(Sächsische Schweiz, stifter,n) – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – MATRIX – granetto melieren/Melismen Wandelung an-töne Kornellen, berg-tief augende Rose regende fanfar: Burgund (Senker in die Zeitenringe) flüstern (-streu) von Spielmannsliedern, Luren und Manesse-Tafeln, rostbeflogen Schaum von Sagen, und Lilien-Handschuh ruht im Meeresgrund, ein-gittern Wasserhaare (traufen) Löweneckern, schlaf-Mohn Schlaf der wächst in Adern durch die Blatt auf Blatt gelegten Uhren raun die moosen-Ahlen, Nadel-Schalen, lauf- Katzen die aus Dämmergärten kommen grau in Felsen fließen, Wolfs-Grannen fasern schwarzfach über Föhren, Trittsiegel auf Strick-Stiegen, -Paternostern, Blau-Sternen die im Wald-Aug sehen die Pupillen sind, Strahlen streicheln Wasser-Stoff ins Bild und liqueur-Locken (so feingerauchte Scheidemünzen), was ist es für Musik, die Nachtviolen wellt wie Liebeslinien Frauenkörper, kußdurchbrochnen Duft, Blätter heben Grün zu Ohren, spitzen, rinnen ab, Hör-Scheiben die leicht- löschen ihr Gesicht in Mauerseglern und zu Bildern schwimmen – (das reine Wasser …) schweb-Sog dunkelt Tropfen, Hebegeist der sich in tausend-Fächern zweigt, Wetterast belaubt den Flügelschuh, zerfasert, Lyra in der Räderiris, loop- Lupend durchstieg-Fische, schlieren, Flimmerepithel der Spinnenblume, was sinnt und singt vom sanden Schlaf, an Wege, Queckensilber auf der Haut des Morgens die zu Rinde rinnt, und zinsen in den Landebooten/(-queren) Zwischenlichtern, mit dem Kerbholz meiner Hände rahmen, schwanen Inseln, federn wie Stahlschatten, aus-flüstern Dolden (-trug) von spuken Halmen, achtholz Kanten seigern, eintreiben die Flußblößen, zeig-zeichnen Rotfloß-Föhren, Steuerfäden, sinken in die schraffen Zollstock Lote Drohne Honigknoten die wie Augen, Blicke sind, knüpfen Sprachenschals und wachsen wie Erkennen-Sonnen, um- gebinde Tropfen fällt zu Uhrstoff, Zeit in Zeit vergeht zu Wasser bricht ein Glasstab (Zapfen-sag: ein Winternagel): ist der stete Blick, Pupille, grünt von Rändern; komm! Und lausche meinem Wort, das aus dem Dunkel spricht das Licht und Hirte ist (ich werde schweigend Sprache sein), gegenüber deiner Liebe wohnen – spüren wie: deine Hand mich hält, denn du bist ohne Zahl und Ende (Natur: du bist mein grüner Spiegel) – schaumgeboren, Cypris: Wort ist Berührung, Gastfreundschaft und Frühling auf den Lippen, Liebesspiel, ich trinke dir aus Märzenbechern zu, der Wein ist schon von innen warm und trinke Jahre, wie wir Gläser leeren, bau mein Haus in deinen Augen, Anna Perenna, dein gelöstes Haar wie frischbelaubte Zweige, streicheln, wiegen, Kirschen die im Schnee erröten – Aurora, schaumicht Wangenröte, Sonnensenker chromt die fädeln Klüfte, Nadelsteine pochen Schwefelflechten, uns ist in alten maeren / wunders vil geseit, und Rohklang (-rauch) Schall- maien blau, die Raureifen Weben überschwommen von den Rochen alter Träume, Sprachdenkmale/Eichenpfähle setzen das vertrunkne Brot, und fließen, Meer für Sprachparkette, Kreuzfasern die zu neuen Segeln schimmern, geöffnete Wort-Luken: (glaesn), wenn ich sehe, was ich höre. Überlagern sich die Bilder, wie sich Welle über Welle spielt (»wie«: das eine für das andere, Pfeil mit dem Garn des Blicks zwischen den Konturen, zu-haf[f]ten, so webt die Spinne, bindet Dinge, Rose – »Rose«), stratum basale: hier verkohlte Sprachen, abgeschliffne Stümpfe – »kronen« und zu Bildern widersprechen: ( … als Seelenmaler, und Merkur) Zunge im Laub löst sich Eichenzucker und Fuchstropfen Feuerränder wechseln Forellenflecken dort am Steig, Fingervenen grünspane Waldbecher die das Kugelwasser gießen, und braunschreiben Blätterkleider (Winter: Tod malen. Ist? Ist Tod nimmt er hinweg, ist nichts, mein Ich und schmilzt in seinem Atem?), meine Seele ängstigt sich zur Geburt – unhörbar ist das Boot gekommen. Früh bin ich aufgestanden, sah, wie der Hof des Erlkönigs schwand. Frostnebel knisterten am Falkenstein, Sterne zitterten im Brunnen. Eisvogel schrie, und klirrend brach das Wasser des Bachs. Die Fenster – Rauch. Ich gehe aus dem Haus. (Und bin dein Wort und Bräutigam): Uwe Tellkamp
geboren 1968 in Dresden, lebt in München. Lyrik und Prosa. Bei Rowohlt Berlin erscheint im Frühjahr 2005 sein Roman Der Eisvogel. Obiger Text ist ein Auszug aus dem preisgekrönten Langgedicht Der Nautilus.
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