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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen





21.12.2003

Lyrik.Log
Die wöchentliche
Gedichtanthologie
(2003-2005).
Herausgegeben
von Ron Winkler.

99: Oswald Egger
98: Arne Rautenberg
97: Achim Wagner
96: Uljana Wolf
95: José F.A. Oliver
94: Maik Lippert
93: Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki
92: Kurt Drawert
91: Holger Benkel
90: Brigitte Fuchs
89: Uwe Tellkamp
88: Tobias Grüterich
87: Uwe Kolbe
86: Clemens Kuhnert
85: Gerhard Falkner
84: Franzobel
83: Wojciech Izaak Strugala
82: Lutz Rathenow
81: Iain Galbraith*
80: Nicolai Kobus
79: Jürgen Theobaldy
78: Rainer Stolz
77: Wilhelm Bartsch
76: Nico Bleutge
75: Mikael Vogel
74: Raphael Urweider
73: Eberhard Häfner
72: Andrej Glusgold
71: Joachim Sartorius
70: Björn Kuhligk
69: Christopher Edgar*
68: Crauss
67: Denise Duhamel
66: Richard Pietraß
65: Norbert Hummelt
64: Nikola Richter
63: Richard Dove
62: Volker Sielaff
61: Günter Kunert
60: Hendrik Rost
59: Lydia Daher
58: Thomas Böhme
57: Florian Voß
56: Franz Hodjak
55: Adrian Kasnitz
54: Marcel Beyer
53: Steffen Brenner*
52: Rotraud Sarker
51: Sabina Naef*
50: Morten Klintø*
49: Renatus Deckert
47: Jan Wagner
46: Emma Lew
45: Gintaras Grajauskas
44: Matthias Göritz
43: Paulus Böhmer*
42: Birte Wolmeyer
41: Christian Lehnert
40: Daniela Danz
39: Hauke Hückstädt
38: Ilma Rakusa
37: Gerald Fiebig
36: Anna Hoffmann
35: René Hamann
34: Oskar Pastior*
33: Tom Schulz
32: Monika Rinck*
31: Mirko Bonné
30: Said
29: Daniela Seel
28: Olga Martynova
    » Internodium
27: Helwig Brunner*
26: Lutz Seiler
25: Ulf Stolterfoht
24: Nick Riemer
23: Elke Erb
22: William Stone
21: Daniel Falb
20: Raoul Schrott*
19: Ulrike Draesner*
18: Stan Lafleur
17: Silke Scheuermann
16: Jörg Schieke
15: Jan Volker Röhnert
14: Marion Poschmann*
13: Anne Beresford*
12: Lars-Arvid Brischke
11: Bert Papenfuß
10: Volker Braun
09: Cornelia Schmerle
08: Guy Helminger
07: Michael Hamburger*
06: Hartwig Mauritz
05: Jürgen Nendza
04: Maren Ruben
03: Frans Budé
02: Friederike Mayröcker*
01: Andreas Altmann*


* mit Anmerkungen

Die Rechte an den Texten liegen, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei den jeweiligen Autoren. (Betrifft den Zeitpunkt der Veröffentlichung)







Lyrik.Log 45



Gintaras Grajauskas

aus dem lehrbuch „new age“ für neulinge


1. übung, das karma zu verbessern

zuallererst: finden sie irgendwo
eine schraube durchschnittlicher größe
(diese schraube am besten leise
aus irgendeinem glänzenden
mechanismus herausdrehen)

finden sie dann einen stein,
am besten einen größeren, sehen
sie sich bloß vor, dass ihnen kein
stück ziegelstein in die quere kommt – die taugen nichts

nehmen sie die schraube mit zwei
fingern, wenden sie sie hin und her, ganz so, als ob nichts sei,
schwenken sie plötzlich das gesicht
zu dem stein – und schlagen sie zu,
nicht stark, aber schmerzend

und was weiter?
weiter nichts.

es ist einfach schöner, als die schraube
mit dem stein zu zerschlagen, wie man sich
das gewöhnlich so vorstellt.



2. übung, das glück herbeizurufen

wollen sie glücklich sein? seien sie es

oder wir machen sie glücklich

hören sie aufmerksam zu: wenn sie
glücklich sein wollen, lächeln sie

lächeln sie ihrer frau zu lächeln sie ihrem hund zu
lächeln sie dem fernseher zu
lächeln sie dem sauren ackerboden zu
lächeln sie dem stuhl zu dem schrank dem spiegel
lächeln sie dem angebrannten geschmorten zu
lächeln sie dem trolleybus zu und dem eisverkäufer
lächeln sie dem psychoanalytiker zu
lächeln sie den atmosphärischen erscheinungen zu
lächeln sie dem hosenknopf zu
lächeln sie dem medaillon des hlg. Antanas zu
wenn es klappt, lächeln sie den maulwürfen zu
den gnomen würmern u.a. chthonischen wesen
den klassenvertretern
lächeln sie nach oben und nach unten
nach links nach rechts

lächeln und leben sie
wie die letzten idioten


Gintaras Grajauskas
wurde 1966 im litauischen Marijampolë geboren und lebt heute in Klaipëda. Er veröffentlichte zuletzt die Gedichtbände Katalogas (Vaga, Vilnius 1997) und Kaulinë dûdelë (ebenda 1999). Unter dem Titel des letztgenannten Bandes (Knochenflöte) erschien im Frühjahr eine zweisprachige Ausgabe bei Edition Erata (Leipzig). Die Übersetzung des hier vorgestellten Gedichts aus dem Litauischen ist Melanie Arndt zu verdanken.