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29.08.2004 Lyrik.Log Die wöchentliche Gedichtanthologie (2003-2005). Herausgegeben von Ron Winkler. 99: Oswald Egger 98: Arne Rautenberg 97: Achim Wagner 96: Uljana Wolf 95: José F.A. Oliver 94: Maik Lippert 93: Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki 92: Kurt Drawert 91: Holger Benkel 90: Brigitte Fuchs 89: Uwe Tellkamp 88: Tobias Grüterich 87: Uwe Kolbe 86: Clemens Kuhnert 85: Gerhard Falkner 84: Franzobel 83: Wojciech Izaak Strugala 82: Lutz Rathenow 81: Iain Galbraith* 80: Nicolai Kobus 79: Jürgen Theobaldy 78: Rainer Stolz 77: Wilhelm Bartsch 76: Nico Bleutge 75: Mikael Vogel 74: Raphael Urweider 73: Eberhard Häfner 72: Andrej Glusgold 71: Joachim Sartorius 70: Björn Kuhligk 69: Christopher Edgar* 68: Crauss 67: Denise Duhamel 66: Richard Pietraß 65: Norbert Hummelt 64: Nikola Richter 63: Richard Dove 62: Volker Sielaff 61: Günter Kunert 60: Hendrik Rost 59: Lydia Daher 58: Thomas Böhme 57: Florian Voß 56: Franz Hodjak 55: Adrian Kasnitz 54: Marcel Beyer 53: Steffen Brenner* 52: Rotraud Sarker 51: Sabina Naef* 50: Morten Klintø* 49: Renatus Deckert 48: Roza Domascyna 47: Jan Wagner 46: Emma Lew 45: Gintaras Grajauskas 44: Matthias Göritz 43: Paulus Böhmer* 42: Birte Wolmeyer 41: Christian Lehnert 40: Daniela Danz 39: Hauke Hückstädt 38: Ilma Rakusa 37: Gerald Fiebig 36: Anna Hoffmann 35: René Hamann 34: Oskar Pastior* 33: Tom Schulz 32: Monika Rinck* 31: Mirko Bonné 30: Said 29: Daniela Seel 28: Olga Martynova » Internodium 27: Helwig Brunner* 26: Lutz Seiler 25: Ulf Stolterfoht 24: Nick Riemer 23: Elke Erb 22: William Stone 21: Daniel Falb 20: Raoul Schrott* 19: Ulrike Draesner* 18: Stan Lafleur 17: Silke Scheuermann 16: Jörg Schieke 15: Jan Volker Röhnert 14: Marion Poschmann* 13: Anne Beresford* 12: Lars-Arvid Brischke 11: Bert Papenfuß 10: Volker Braun 09: Cornelia Schmerle 08: Guy Helminger 07: Michael Hamburger* 06: Hartwig Mauritz 05: Jürgen Nendza 04: Maren Ruben 03: Frans Budé 02: Friederike Mayröcker* 01: Andreas Altmann* * mit Anmerkungen Die Rechte an den Texten liegen, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei den jeweiligen Autoren. (Betrifft den Zeitpunkt der Veröffentlichung) |
Lyrik.Log 81Iain GalbraithBerg-Ulme
Milch flutet die Senke, ein Ring um das Dickicht dort unten. Du kommst hinzu, greifst nach dem Salzreif, Schimmer am Arm der eine Nacht langen Lagune. Es war bloß ein kurzer Besuch. Dreißig Schritte hinunter ist der Nebel bereits verlaufen, der Eisenzeithügel hebt sich zum Zentrum des Feldes. Blasen in Seetangwedeln Saatkrähen, wirbelnde Wasser über verkümmerten Ulmen es ist vorbei Schwarzkehlchen Wych Hazel
Milk floods the hollow,
a moat around the lower copse. Then you come in reaching for the salt loop gleaming on the arm of an overnight lagoon. It was but a short visit. Thirty steps down the mist has already drained, the iron-age mound rising to the centre of the field. Bubbles in a frond of seaweed rooks, whirling waters over stunted elms it’s gone stonechat Iain Galbraith geboren 1956 in Arrochar (Schottland), lebt heute in Wiesbaden. Lyriker und Übersetzer deutschsprachiger Literatur. Gedichte erschienen im Times Literary Supplement, in PN Review, Stand und New Writing Scotland.
Ron Winkler: wych facts. Nachtrag für Botanisten den nicht ungern ins Englische tastenden Observationssystemen des Deutschen ist das betörende Wesen, das sich mit Witch verbindet, nicht unvertraut. mehr als nur itchy – juckend, kratzend – sitzt etwas in diesem Wort: es zaubert, verwandelt, betört – und es ist das, was es tut: Hexe. eine Witch-Pflanze könnte Inkarnation oder Ingredienz sein. Imago, wie vielleicht die Katze, oder Insignie, dem Besen verwandt. aber Vorsicht, hier könnte ein Märchen beginnen – dass einmal ein armer Bauer war, der winters einen Witch-Baum fällte und plötzlich no wish frei mehr hatte. doch sind die Pfade der Biologie nicht minder phantastisch. Witch Hazel, mit leicht anderem Zungenschlag Wych, könnte für uns leichthin Zauber-Hasel sein, zauberhaft gesträuchig, wenn es nicht so sonderlich schottisch in das Imago dieses Wortes hineinwachsen würde. wo es einem (amerikanisch!) englischen Geist hazel wird, gilt dem schottischen Kenner ein elm. und nicht nur, dass eine Ulme an die Stelle des nussenden Strauches tritt – auch verschwindet gleich aller Zauber: im Berg. Witch Hazel, die Wych Elm ist und auch Scotch Elm, manifestiert sich im Lateinischen, gebündelt, als Montanität, Ulmus Montana. Witch Hazel aber, die Witch Hazel alias Hamamelis virginiana meint, zaubert in dieses Gedicht hinein, ohne sich dort wirklich zu befinden. nur hochgradig findige Biologen werden an den dort angesiedelten Ulmen bemerken: the leaves thus closely resemble those of the Hazel, from which fact the tree obtained its old name of Wych Hazel. in diesem Sinn ist auch das Ende des Gedichtes ein witch ending: das Schwarzkehlchen überlagert ein mögliches Steinplaudern, zu dem – wie der Autor meint – das Gedicht gleichsam verstummt. |
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