Sommer
Eichhörnchen im Central Park
Auch in den Reiseführern liest man,
daß es Eichhörnchen gibt im Central Park
Und wir hatten nur ein einziges
gesehen, ein mageres, grau wie
eine Stadtmaus und mit einem kleinen
fettigen Schwanz, das zu den
Füßen eines Baumstumpfs hockte,
im Schatten, reglos wie ein Kranker,
wie ein Überlebender.
Auch uns kam es vor wie ein Schiffbrüchiges
wie die Männer auf den Gehsteigen
am Ende der Prince Street
mit der Papiertüte neben sich
die vielen Falten um den Flaschenhals
gelegt
wie die Tauben, die das Gras
durchkämmen, den Schlamm des Battery-
Park, angrenzend an die Stege.
Ich weiß nicht, ob wir ihm ein Fest bereitet haben.
Der Zweifel, ob’s nicht eine Maus war, war nicht gleich
vergangen: dieser Schwanz
so wenig majestätisch
hatte deinen Verdacht geweckt,
dieses so wenig dichte
Fell, die traurige Geschäftigkeit,
das Sich-mit-sich-Begnügen.
Indes, in diesem Sommer! Da fliegen sie
die Eichkätzchen, von Zweig zu Zweig, von
Strauch zu Strauch, auf Wegen,
wo schon manches Blatt
gefallen ist, auf Wiesen, um
die Bänke, dieses Gitter
vor diesem kleinen Spielhof mit den Schaukeln,
Eichkätzchen überall, mehr als
ein Wald beherbergen könnte.
Sieh sie dir an:
nun eines besseren belehrt: jetzt ist
auch deine Freude groß.
Rötlich sind sie, ihr Fell ist
lang und kraus und blank
und erst der Schwanz, das nenn ich einen
Eichhörnchenschwanz!
Sie schneiden uns den Weg ab, kappen
mehrfach Eichenzweige
sie streifen paarweise
über die Stämme und dann
zanken sie sich vielleicht, siehst du?
Und Blätter regnen, Eicheln prasseln
wie Hagel auf die Erde.
Wenn sie dort oben sind, so scheint es, daß sie wirklich
fliegen, daß sie die Spitze
jeden Zweigs erklimmen wollen, der gespannt
gegen das Blau des Morgens ragt, um zu
verschwinden, bloß
wohin?
Und eines flitzt über den Boden
eines allein, das langsam, kaum
hörte es unsre Schritte, innehielt
verzaubert fast, die Pfoten
kurz und stark, ein kleines bißchen
aufgespreizt, der Rücken krumm, der Kopf,
der zuläuft auf ein schwarzes
Näschen, glaube ich: das innehielt
uns anzublicken: und uns nicht
verstand, uns nichts
zu sagen hatte, stumm
wie die Schollen der Erde wie
die Sonnenstrahlen auf den Blättern.
Wie viele es an jenem Tag gewesen waren! Die Menschenmengen
auf der 7th Street und weiter unten,
wo sie auf den Broadway trifft, waren sie nur
ihr Abbild?
Oder die Eiligen, die mit dem Fahrrad bis zum
Lincoln Center fuhren, mit der Büchertasche
oder es kurz verließen, um im Stehen
eine Zigarette zu rauchen?
„Glaub mir: es sind Eichhörnchen, sie haben
nichts mit uns zu schaffen:
weder das Eigenbrötlerische von vor ein paar Jahren
noch die unzähligen in diesem
Sommer:
weder das einstige melancholische noch die frohlockenden
von heute. Und es ist schön, daß es
sie gibt, daß sie so plötzlich
springen: wie gelockte
Morgenstrahlen einer kleinen
Sonne scheinen sie, ein Knäuel
aus Licht.“
(übertragen von Theresia Prammer)
Estate
Gli scoiattoli al Central Park
Lo dicono anche le giude turistiche
che ci sono gli scoiattoli al Central Park.
E noi ne avevamo visto uno
solo, uno magro, grigio come
un topo di città e con una piccola
coda bisunta, che restava
ai piedi di un tronco d’albero
nell’ombra, fermo come un malato,
come un sopravvissuto.
C’era sembrato anche lui derelitto
come gli uomini che seggono sui marciapiedi
al fondo di Prince Street
con accanto il saccetto di carta
tutto pieghe intorno al collo
della bottiglia,
come i piccioni che raspano
l’erba, la fanghiglia del Battery
Park confinante con i pontili.
Non ricordo se l’avevamo festeggiato.
Il dubbio che fosse un topo non era subito
andato via: quella coda
così poco gloriosa
ti aveva insospettito,
quel pelo così poco
folto, quel fare mesto,
quello starsene solo.
Ma quest’estate, invece! Sono in volo
gli scoliattoli, da ramo a ramo, da
cespuglio a cespuglio, sui sentieri
dove qualche foglia è già
caduta, sui prati, intorno
alle panchine, a quella grata
che dà sul cortiletto delle altalene
scoiattoli dappertutto, tanti, come
neppure un bosco ne ospita.
Guardali bene:
non hai perplessità ora: fai festa
anche tu.
Sono fulvi questi, hanno il pelo
alto, crespo, pulito
e la coda, questa è una coda
ei scoiattolo!
Ci tagliano la strada, ne scoppiano
certi rami di quercia,
vanno in coppia
per i tronchi, e poi
forse bisticciano, non vedi?
Piovono foglie, ghiande come
grandine al suolo.
Quando sono lassù, sembra che volino
proprio, che inseguano
la vetta di ogni ramo teso contro
l’azzurro del mattino per scomparire
ma verso
dove?
E uno di passaggio a terra
uno solo, lento, che
sentì i nostri piedi si fermò
quasi estatico, le zampe
corte e forti appena un po’
divaricate, arcuato il dorso, il capo
ancora più culminante in un nasino
nero, credo: si fermò
a guardarci: e non ci
capì, non volle
comunicarci nulla,
muto come le zolle della terra
come i raggi del sole sulle foglie.
Quanti erano quel giorno! Le folle
sulla Settima sin giù
dove incontra Broadway, imitavano
quelle?
O i frettolosi che arrivavano al Lincoln Center
in bicicletta con la borsa di libri
o ne uscivano a fumare una sigaretta
d’in piedi?
“Credilo: sono scoiattoli, non hanno
niente a che fare con noi:
né quello solitario di anni fa
né i tanti di questa
estate:
né il vecchio malinconico, né i festanti
di oggi. È bello che ci siano
loro qua, che saltino così
improvvisi: raggi del mattino
arricciati sembrano
di un sole piccolino, un gomitolo
di luce.”
(Aus: Le Stagioni, 1988)
© Giovanni Giovannetti/effigie
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Giuseppe Conte, Begründer der poetischen Bewegung des „Mythomodernismus“, wurde 1945 in Imperia (Ligurien) geboren. Er studierte Literatur an der Universität von Mailand und war zunächst als Gymnasiallehrer sowie Universitätsassistent für Ästhetik bei Gillo Dorfles und für italienische Literatur bei Giorgio Barberi Squarotti tätig. Nach dem Aufgeben des Lehrberufs Konzentration auf die schriftstellerische Tätigkeit. 1979 debütiert Conte als Dichter mit dem Band L'Ultimo aprile bianco (Mailand), auf den, ebenfalls in Mailand erschienen, 1983 der von Italo Calvino begrüßte Zyklus L'Oceano e il Ragazzo folgt. Der ebenfalls vielgewürdigte Band Le stagioni ist von 1988 (Mailand), 1992 erscheint der Dialogo del poeta e del messaggero, Mondadori (Mailand, 1992) und zuletzt der mit dem Premio Viareggio ausgezeichnete Band Ferite e rifioriture (Mailand, 2006). Daneben publizierte Conte mehrere Romane (z.B. Equinozio d’autunno, 1987; I giorni della nuvola, 1990; Fedeli d’amore, 1993), poetologische Essays (z.B. Manuale di Poesia, 1995), Reisebücher, Opernlibretti und Theatertexte und trat als Übersetzer von Werken Blakes, Shelleys, Whitmans, D. H. Lawrence’ hervor. Conte ist ständiger Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften („Il Verri“, „L’Altro Versante“) und seit 1986 Mitbetreuer der Poesiereihe des Verlags Guanda. Als Herausgeber zeichnet er u. a. für die internationale Dichtungsanthologie La lirica d'Occidente (Mailand, 1990) verantwortlich. Giuseppe Conte lebt in Imperia.
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