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12. April 2009 italo.log Die wöchentliche Gedichtanthologie aus Italien. Herausgegeben von Roberto Galaverni und Theresia Prammer. » Kontakt » Zum Geleit ... » bis 111: Andrea Ponso 110: Paolo Bertolani 109: Andrea Temporelli 108: Ermanno Krumm 107: Patrizia Cavalli (3) 106: Vivian Lamarque 105: Giancarlo Majorino 104: Toti Scialoja 103: Emilio Rentocchini 102: Eugenio Montale (4) 101: Maria Luisa Spaziani 100: Ignazio Buttita 099: Simone Cattaneo 098: Nanni Balestrini 097: Nino Pedretti 096: Marco Giovenale 095: Valentino Zeichen 094: Elio Pagliarani 093: Bartolo Cattafi 092: Luciano Cecchinel 091: Eugenio de Signoribus 090: Guido Ceronetti 089: Andrea Zanzotto (4) 088: Matteo Marchesini 087: Nicola Gardini 086: Attilio Bertolucci (2) 085: Flavio Santi 084: Gesualdo Bufalino 083: Gherardo Bortolotti 082: Giuliano Mesa 081: Albino Pierro 080: Beppe Salvia 079: Ottiero Ottieri 078: Eugenio Montale (3) 077: Antonio Riccardi 076: Amelia Rosselli (2) 075: Nelo Risi 074: David Maria Turoldo 073: Pier Paolo Pasolini (3) 072: Franco Scataglini 071: Patrizia Vicinelli 070: Milo de Angelis (2) 069: Umberto Piersanti 068: Giorgio Orelli 067: Elisa Biagini 066: Remo Pagnanelli (2) 065: Carlo Bettocchi 064: Vittorio Sereni (2) 063: Giorgio Bassani 062: Federico Italiano 061: Gabriele Frasca 060: Andrea Zanzotto (3) 059: Patrizia Cavalli (2) 058: Antonio Porta 057: Vincenzo Frungillo 056: Gianni D'Elia 055: Gregorio Scalise 054: Giorgio Caproni (2) 053: Stefano Dal Bianco 052: Biagio Marin 051: Elsa Morante 050: Franco Buffoni 049: Franco Loi (2) 048: Ferruccio Benzoni 047: Eugenio Montale (2) 046: Adriano Spatola 045: Dario Bellezza 044: Tonino Guerra 043: Luciano Erba 042: Jolanda Insana 041: Mario Luzi 040: Primo Levi 039: Valerio Magrelli (2) 038: Paolo Volponi 037: Alda Merini 036: Pier Paolo Pasolini (2) 035: Patrizia Valduga 034: Aldo Nove 033: Raffaello Baldini 032: Maurizio Cucchi 031: Piero Bigongiari 030: Andrea Zanzotto (2) 029: Gerhard Kofler 028: Remo Pagnanelli 027: Andrea Gibellini 026: Fabio Pusterla 025: Michele Sovente 024: Anna Maria Carpi 023: Gian Mario Villalta 022: Edoardo Sanguineti 021: Roberto Roversi 020: Patrizia Cavalli 019: Giuseppe Conte 018: Giovanni Giudici 017: Valerio Magrelli 016: Giorgio Caproni 015: Andrea Zanzotto 014: Attilio Bertolucci 013: Emilio Villa 012: Giampiero Neri 011: Giovanni Raboni 010: Amelia Rosselli 009: Sandro Penna 008: Antonella Anedda 007: Pier Paolo Pasolini 006: Fernando Bandini 005: Milo de Angelis 004: Vittorio Sereni 003: Franco Fortini 002: Franco Loi 001: Eugenio Montale satt.org-Links: Latin.Log Gedichte aus Lateinamerika (2005-2008). Herausgegeben von Timo Berger und Rike Bolte. Lyrik.Log Die Gedichtanthologie (2003-2005). Herausgegeben von Ron Winkler. |
OSTERN IN PIEVE DI SOLIGO ALEPH Aus welchen Klausen oder Höhlen, aus welchen Kirchen und Verliesen, aus welchen Stäuben, Frösten, Vliesen, endlos ausgedehnten Wiesen, aus welchen weit verbreiteten Ekzemen, aus welchen um sich greifenden Parästhesien, aus welchen Lähmungen und Krämpfen, aus welchen meinen oder deinen wechselweisen Dürftigkeiten, meinen oder deinen leidlichen Präsenzen, verstohlenem Wiedererscheinen, enterischen Spielen, Intermittenzen, blühe ich wieder auf, jetzt, wo ich eitel mich ereifere die exquisite Satellierung jeden Lebens zum Entleben aufzuzeichnen? Ich blühe wieder auf, um Pest zu sagen: ausgerechnet oder ausgelost – lebendig also werde ich dir Pest sein, tot dir Tod? Wem gegenüber geb’ ich mich als Martin Luther aus? bei welcher Götter-Brutstatt, welchem Totenacker, welchem Hurenhaus aus Monstern, Göttern, geilen Götterdamen, die reihum auf mich warten, in des ganzen Orbits Rahmen? Doch nichts und niemand wegen fluche ich: mein Zetern setzt allein die Klemme fest, in der du, oh mein Selbst, nun steckst. BETH Und jetzt – ein Ton bringt jungfräuliche Tränen, wie Gräser zum Essen wie Weine, die resch sind, wie Oster-Winde, die stechen; es ist die Zeit der Überfahrt des (Herrn): drum weint und lacht ihr, die nach Weinen Durst, nach Gräsern Hunger habt, es ist die Zeit der leichten Schlummer, einzig angeweht vom zarten, traumdichten désir der zukünftigen Kinds-Propheten. Deine Zeit ist es (o Herr), die Weiß und Blau beglaubigt und erlaubt, in den Bächen, über Himmeln und Bergen, und weiter, und darüber hinaus. Deine Taten, o Herr – doch was bedeutet dein Tun? Deine Taten, o Herr – doch ich versteh nicht warum. GIMEL Wir sind in Pieve, immer noch, und geben uns ein Stelldichein, um uns zu schwören, jedes Mal, es wird das letzte sein; doch dieses Pievetal, in Wirklichkeit, ist doch nur blanke Machenschaft, der letzte Schnee benetzt mich, der Soligo-Fluß belegt mich mit Beschlag, das Hohelied, das große Kreuz sind das masochistische Schatten-Werfen, über dem vor lauter Nervenschwäche sich die Pisten härten. Und in der Zwischenzeit entwischen mir diese Pseudoalexandriner – aus der Mode, stufenweise, von Cendrars zu Pasolini –, der Paar-Alexandriner ist nicht mehr zu brauchen nicht, um dich zu schmälern, Jesus, nicht um dir zu schmeicheln; allein, so weit schon fortgeschritten, sich mit einer halben Klage abzufinden, melodisch Seufzer modulierend, ist das nicht mehr als Feigheit – Schwindel? Andere Formen stehen in Gnade, sie verströmen das Dunkel, nicht das Silbrige des Wunderbaren, es schnellt der Würfelwurf, er ist die Wirrsal und die Wette, das Es und das Ich, dein Es und dein Ich, Gott, außerhalb schmählicher Ketten, außer-buchlich, außer Rand und Band, auch außer-dinglich, Frucht einer unterleibsverschlingenden Entbindung... DALETH Doch in der Angel, Kyrie, da kreischt die Tür und gleitet nicht, ich fühl den Heckenschützen hinter mir, er nimmt mich ins Visier, dann dich. Bist du’s, der mich erschießen will, bin ich es, schieße ich auf dich? Wir lauern hinter allem, allem auf, und wir sind allem schließlich ausgesetzt; in Sprache, Wort erklären wir uns, fleischgeworden, eingeschwärzt, gevierteilt, vierseits eingekeilt, verloren in Collagen, wechselseitigem Entdecken: schauerlich/behutsam Eigenheit/Enteignung, Flause/Firmung, fuisse/in-nuce. Dieses Gesicht, mit (Nafta? Eiter?)-Striemen, ausgehungert, aufgebissen verfallnes Siegel, Holzscheit, aus dem Lauf gerissen, dies unser Umriß: eines Holzteils, das hinabsprengt über Gräser, Funkelweine, das sie ausdämpft und ins Grab senkt –: HE doch ich gewinne neuerlich Distanz, und Raum, nach all dem Durcheinander, ins Abseits abgeseilt so hisse ich mich hoch, an einen Anhaltspunkt geklammert, ein künstliches Gewalt-Gespinst, meins-nämlich, Hektoplasma, das Beschränkung vortäuscht, doch versengt, was es berührt und ehebrecherisch bedrängt, seine Zwergenhaftigkeit und Nichtigkeit, sein flou sind ihm Garant – Zweifel, Zwist und Zeitvertreib – des eignen schäbigen und lausigen Bestands: «Qui, l’après midi je lis Virgile puisqu’on m’avait appris le latin dans un vieux collège de ma région; qui, je lis SILICET, la revue paraissait trois fois l’an à Paris, sous la direction du docteur J. Lacan; oui, je veux savoir ce qu’en pense l’école freudienne de Paris, peut-être par là arriverai-je à étouffer mes soucis; je déborderai comme ce halo, comme cette herbe, du grabat où mon Begehren m’a cloué et d’Œdipe le stérile combat» (...) WAW Und wer wird je die Schlacken des Soligo dingfest machen? Was wird die frühlingshafte Diesigkeit in mir entfachen? Und wen schleppe ich dann vors Gericht, das in Bedingungsform sein unbedingtes Urteil spricht, in Anbetracht all der as ifs, der ώς, ώς μή, wenn danns, durch die der aufgehäufte Weltenstoff an Form gewann? Der Nagel zeigt, die Hand verkrampft, und nun, von Hand gekritzelt der antwortlose Brief an ein Entferntes, Faul-Gewordnes, Ab-Geschnittnes; eine verbrecherische Syntax, schlecht gesät und eilig ausgespieen, die aufwallt, hochkocht, Küsse aufwirft, große Töne spuckend alles überzieht, die räuberische Hand zerrt am zerfetzten Zelt, rollt auf die Mumie, befreit das Nichts von seinem Totenhemd, ZAJIN Das alte Happening, das man dir abzwang, hebt von neuem an, Aufstieg, Balken, Schwamm, die Lanze, unter der die Brust zersprang; in einem Brand-Flash, in Cal Santa, wiederhergestellt (gebrochen, immer schon) die Leidensweg-Stationen, in diesen Prachtumzug wird man hineingezogen, in dieses himmlische Gemetzel (Putto, König, oder Tier?) – während die Oster-Rassel den dichten Lichtschein an den Rändern färbt, auch seine Dissonanzen faßt, – während die irdische Stunde, bar jeden andren Geklimpers und Klangs in Schweiß, Gestank, Blut und Essenz verdampft, und der Minister schaltet die Herztonplatte, sie steht für das Modell secundum scientiam des Leidenswegs: HETH das macht der Organismus unter Folter, diese Stöße, Schläge, Krämpfe sind die Herzens-Töne dessen, derer, die jetzt, schrecklich abgekämpft vom Blitz getroffen schweigen schreien unterm Folterbecken, und sie machen in die Hosen: unterm Zwicker des [Tyrannen]: speien, werden schwach; wer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . im eigenen Dreck . . . . . . . wer . . . . . . . . . . . . . . . . . . die Zähne sind weg; oder auch: Bruno ist taub, Vanini bleibt gänzlich gefaßt, Hus hat Mitleid mit der Alten, die das Holz ins Feuer schafft, usw.; die Jahre verstreichen, oder besser der Rauch und die Zeichen der Zeiten, dein Beispiel verschwindet in anderen Beispielhaftigkeiten, die Studenten haben dich in den Müll gekippt, das ist der wahre Weihrauch, der deiner Natur entspricht; so werden dich die rechten Herren nie mehr zu den Guten zählen, dich, aus Irrtum herr-geworden, erst ans Kreuz, dann an den Thron gepfählt, und sicherlich werde auch ich vergehen, mit dem Che (rhetorice), dann wieder auferstehen heute, Herr, und weitaus früher noch als das mit dir geschehen; auch wenn mir, Esel, das Vertrauen fehlt: zu dir, zu ihm, zu-wem’s-auch-sei, denn jeder hat sein eigenes צטל, seine eigne Ketzerei; was willst du? Geh in Analyse, eh du für mich stirbst, wer immer du auch seist, unwürdig, allzu würdig, sieh doch selbst, mir ist es gleich; auf alle Fälle: bleib dort unten, laß dir den Namen nicht verpassen, der verpestet ist, As-das-alles-abräumt, Eminenz und Vorhut, eminent-marxistisch, und – letztlich – Wagnis in excelsis, jenseits jeder Lust und jeder Wut... TET Doch Wirklichkeit und Wahn, das autre und das Offene verblassen, auf der Hut; das Bild quillt über vor Phosphenen, und auch meines Körpers Muster, in Phosphenen gehen Perversion und Regel, Immer – Nie verlustig; der Raum, der grenzenlos verjüngte Raum eines Mangels erzeugt das Alibi, an dem sich dieser Pöbel, dieses Gekröse von Ideen freut: ach, Freischein durch Freitod, Gerinnen zum Ein-Akt, zuguterletzt. Oder gar doping-artiges Erinnern, durch Vermittlung eines Dritten, kino-dampf-versetzt? Vielleicht steht das Gerät bereit, dort, auf dem vielgerühmten Hügel, der Tropf mit dem Trick, Placebo « » -Tropf; Tropfen für Tropfen im Schwefel, im Topf, und ich, von diesem vielgerühmten Hügel, blicke aus freitodhafter Höhe in die Weite, erhebe mich, Tropfen für Tropfen, zum rasenden Regenten (meines) Weltteils. Darum, oh Zauberer der Künste, habe ich die menschliche Gestalt uneingedenk eurer Verfügungen befreit von der Zensurgewalt, darum hab ich aus jeder Rede, ausgewalzt, erklärt, vom Dach gepfiffen, trotz euch, ihr Lehrer-Engelschaft, das Beißende gestrichen: da ist was, was sein-Selbst nicht abstreift, sich in jenem Grund verliert, wo das Bezeichnende verschlossen liegt, das rasend diese Welt regiert. JODH Gong: das Grün kommt wieder, die Pollen in Flocken in Fäden die Reizbarkeit und Allergie, sie machen sie zu Störenfrieden; auf, Mädchen! Zum ersten Knospen und Sprießen, vom Mondlicht bescheinigt, Benzine und Essenzen fangen Feuer, ein jedes Zweiglein möchte feiern, und Pieve di Soligo wimmelt zu unseren Füßen, tut sich gütlich an Kommunionen und Kuchen, sprengt über Felder und Wiesen, und Pieve di Soligo leert Gläser von Weißem und Rotem, damit Rot-Passion und Weiß-surrexit Christendemokratenstimmen gibt. Für die aus der Pieve ist dieses Begehren: Sonne/Regen, Wurst und Ei, schälen, Häutchen lösen, schon wird neue Schönheit frei, in kindlichem Frohsinn, kaum dem Jahrhundert von Vetos und Nöten entwunden, frönt man Schenkeln und Speisen, dem Picknick, mit Fingern, Zähnen und Zungen, zählt Gut und Haben haufenweise, Sonder-Angebote, Schnäppchen in den shops– Fabriken, Zuchten, Müllverbrennung, abwechselnd verstopft. KAPH Dic nobis Maria: quid vidisti in via? Ich sah ihn lodern, sich verzehren, den Mythos des Sehens. Dic nobis Maria: quid vidisti in via? Ich sah die Huren-Dinge triumphieren, die Wahren vor die Hunde gehen. Dic nobis Maria: quid vidisti in via? Ich sah den Lebenssaft, das Kohlebecken heilig und dann sinnlos werden. Deine Taten, oh Herr – doch was bedeutet dein Tun? Deine Taten, oh Herr – doch ich weiß nicht warum. Deine Taten, oh Herr – und alles fügte sich, doch fern, in vorteilhafter Weise. Deine Taten, oh Herr – und das Schizom verzweigte sich in allerreinster Weiße Deine Taten, oh Herr – und das kosmische Soma treibt weiter, es gärt in Verschränkung von Leben und Tod, im Schizom, das sich mehrt. LAMEDH Ja, Du, da . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . und zugeschnappt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . und aufgeklappt; ja, ich denke an Dich-euch, ∪ – ∪, ich denke an Euch-dich, ich wache in Hyperakusie, suche tastend nach Entfachungs-Mechanismen unumschränkter Euphorie; ein Hochschnelln, schizo, tic: der Stein ist weggewälzt es spreizt die Kiefer, kreischt, die Erde und der Äther selbst; Gloria Gloria, grumm grumm, Tiger Tiger, es grölen die Chöre der cars, der jets und rockets: omnes sicut dii, ihre Motoren! Gloria Gloria, schizo schizo, scrash scrash, nicht hier, wuff wuff von einem Pol zum andern, ökumenenweit, in Leidenschaft verpufft. doch nun herrscht Spritzigkeit, in fizz! Von Wohlstands-Villen, Banken, Parkanlagen, Gotteshäusern, Einkaufszentren, Raumflughäfen, Baugerüsten, Promenaden, nicht hier, husch husch, bluff bluff, die Hunde der Immer-Reicheren bellen geschoren, verfettet, aus vollen Kehlen, in schlagendem Gleichklang, schizo schizo, yuk yuk, Spürschnauzen, Leckschnauzen, Schnauzen, vor Luxus gespitzt, zwischen den Laken, in Stuben und Kommissariaten, Schnauzen von Polizisten: die Erde und der Äther bellen einverstanden, deine Herrlichkeit quae non est hic, die seine, hier, hündisch und klassisch, ihre Vergangenheit, die Hunde platzen macht und Menschenabfall plattwalzt, vor Nichtsein, Langeweile brennend, und sie löscht mit Kalk, dann Hände, Hirne, Uniformen und Talare reinigt, rastlos sich zu schaffen macht, an diesem Stein, mein Herr, von dir verschoben, ihn alldem entgegenkracht. MEM —— Ach, nur ein Schlußwort, sanfter angepaßter an noch weiter ausgehöhlt ein wie ein —— Alles wurde mir zuteil, mit einem kleinen Bißchen Mond an meiner Seite, dann Vollmond und April —— πρόϛ τίνα Wem άπελευσόμεθα; gehen wir? —— ρηματα Wörter ζωήϛ αίωνίου ewigen Lebens έχειϛ; sind dein? —— Gewiß, der wirkliche Besitz, die Ausdrucksmittel —— Zwischen Enthaltsamkeit und feiner Speise; in limine, das Gleitende —— Der Mond, der sich kurz blicken ließ Mondschlingel, in der Lindheit seiner Strahlen, abgebrochen, zögerlich und Lebens-Wörter und Lebens-Quellen —— Nun liegt alles ausgebreitet da, in süßester Un-Gewalt —— «Schau diese Blume, welkgeworden, wie der Blitz. Schau diese Blume, schauder-lich, surrexit» —— Schau, schlußendlich, dieses Kaulquappengeschwänzel —— «Stimme, komm doch, komm!» —— Wo sind die Hunde, die Kehlen, die Lichter, das Wiedererstehen? —— Ach, Stimmen, Stimmen Schön die Taschen leeren das Unterste zuoberst kehren (übertragen von Theresia Prammer) LA PASQUA A PIEVE DI SOLIGO ALEPH Da quali chiuse o antri, da che chiese o macelli, da che prati infiniti, polveri, geli, velli, da che eczemi diffusi, da che parestesie diffuse, in che paresi in che cloni in che mie o tue carenze alterne, mie o tue semipresenze, riapparizioni di straforo, giochi di sbiechi e intermittenze, rifiorisco siccome fatuo vanto di riscrivere lo squisito insatellirsi, al non vivere, di ogni vivere, rifiorisco per dire peste: a calcolo e a sorte – vivo sarò la tua peste, morto sarò la tua morte? A chi vado rifacendo il verso di Lutero, a che bordello a che serra di dèi, a che cimitero di mostri e dèi e deesse tuttafiga che lungo lungo l’orbita mi aspettan messi in riga? Ma di nessuno e di nulla bestemmio: i miei porchi segnano solo la stretta dove, o me stesso, ti torchi. BETH Ed ecco – un suono virginee tristezze, come erbette da cena come pungenti venti pasqualini e vini agretti, mena; è il tempo del Passaggio, del (Signore): piangete e gioite meco voi che di erbette avete fame, di vini sete, è il tempo dei sonni levissimi e solo agitati dal tenero désir sognifico dei bimbi-futuri-vati. È il tempo tuo, (Signore), che fa e disfa il bianco e il blu nei fossati pei cieli sui monti e oltre e più. Fa’ o Signore che – ma il tuo fare cos’è? Fa’ o Signore che – ma non vedo perché. GIMEL Siamo alla Pieve, ancora, ci diamo appuntamento per dirci ogni anno che mai ci rivedremo, farcene il giuramento; ma questa Pieve, in realtà, è un intrigo, un intrigo, mi fa rete l’ultima neve, mi alliga il Soligo, e i cantici e la grande croce son le ombre masochiste su cui del mal nervoso s’irrigidirono le piste. E mi sfuggono intanto questi pseudoalessandrini – demodizzati, a gradini, da Cendrars a Pasolini –, l’alessandrino baciato non va più nemmeno per snobbarti non che per sviolinarti Gesù; e tornare al medio lamento dopo essere stati tanto tanto più in là, rifondersi in moduli melodicogementi, non è più truffa che viltà? Altre sono le forme che godono prestigio, soffia da esse il buio non l’argenteo del prodigio, saetta il coup de dés che sconnette e scommette l’es e l’io, il tuo es e il tuo io, Dio, fuor dalle serie abbiette, fuori volume, fuori cosa e cose, fuori furori e normule, in un parto che ogni suo alvo divori... DALETH Ma sul cardine, Kyrie, la porta stride, non gira, sento il cecchino alle spalle già prendermi, prenderti di mira. Sei tu che vuoi spararmi, son io che sparo a te? Siamo appostati dietro a tutto di tutto, e alla mercé di tutto; in lingua in verbo ci constatiamo, incarnati inchiostrati incastrati squartati dai quattro lati, persi in collages e in agnizioni reciproche: mite/truce proprio/esproprio fisima/cresima fuisse/in-nuce. Questo volto rigato di (nafta? sanie?), volto affamato morso, sigillo obliterato, conio che perde il corso, questo nostro profilo, di corpo ligneo, che giù piomba sulle erbette e sui vini scintillanti e li spegne e li intomba –: HE ma io riprendo distanza e spazio dopo il groviglio, mi distinguo m’isolo m’isso m’attenaglio all’appiglio, artificiosi filami di violenza è il-mio, ectoplasma che finge debilità ma ciò che tocca strina adultera stinge, la sua nanezza la sua irrilevanza il suo flou gli si fa garanzia del periglioso e pidocchioso sussistere, ruggine, hobby ed ubbia: «Oui, l’après midi je lis Virgile puisqu’on m’avait appris le latin dans un vieux collège de ma région; oui, je lis SCILICET, la revue paraissant trois fois l’an à Paris, sous la direction du docteur J. Lacan; oui, je veux savoir ce qu’en pense l’école freudienne de Paris, peut-être par là arriverai-je à étouffer mes soucis; je déborderai comme ce halo, comme cette herbe, du grabat où mon Begehren m’a cloué et d’Oedipe le stérile combat» (...) WAW E chi mai sniderò da sotto i chimi del Soligo? Che mai svilupperò dalla primaverile caligo? E chi trascinerò davanti al tribunale che danna perché danna solo al condizionale, davanti ai come se, agli ώς, ώς μή, als ob, di cui tutto il qua-ammassato, il materiale mondano, quagliò? L’unghia punta, la mano s’aggrinza, ora, a graffire a mano la lettera senza risposta al mozzato-via al marcio al lontano, ha sbavato già e mal seminato, una sintassi criminale e fasulla bolle-su fa baci pontifica prevale, la mano a uncino tira la sbrindellata tenda, sveste del suo sudario il nulla, la mummia sbenda. ZAJIN Ricomincia il vecchio happening a cui t’hanno costretto, salita trave spugna lancia che squarcia il petto; in un flash di rogo, in Cal Santa, ripristinate (rifratte da sempre) le Stazioni, nel corteopompa ci s’imbatte del celestiale massacro (putto, rege, animale?) – mentre bistra gli orli dello spesso fulgore la ràcola, le sue stecche registra, – mentre scarnita di ogni altro tinnito e timbro l’ora terrestre in sudori puzzi balsami e sangui vapora, e il ministro bada al disco sui toni cardiaci che propone il modello secundum scientiam della Passione: HETH così reagisce l’organismo sotto tortura, questi urti scosse tossi sono i toni cardiaci di que quei che ora, quanta ora, percossi folgorati tacciano e in urlo sotto l’abbacinante, e si fanno addosso: vomitano e tacciono: sotto la lorgnette del [tiranno]; chi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .dentro la proprio malta . . . . . . . chi . . . . . . . . . . . . . . . . . i denti saltano; o anche: Bruno sta sordo, Vanini non s’altera nemmeno un poco, Hus compatisce la vecchia che porta legna al fuoco ecc.; passano gli anni o meglio i temi e i fumi dei tempi, il tuo esempio sprofonda in mezzo agli altri esempi, ti hanno buttato gli studenti giù nella spazzatura, ma è questo il giusto incenso il ridarti la tua natura così che tu mai più ai signori veri torni buono, tu per errore signore, decontestuato dal palo al trono, e certo dovrei spegnermi e risorgere (rhetorice) col Che oggi, signore, prima ben prima che con te; anche se, mulo, non fido: né in te né in lui né in chimaisisia, perché ciascuno ha il suo צטל personale, la sua propria eresia; che vuoi? Va’ in analisi, chiunque tu sia, prima di morire per me indegno o troppo degno, non saprei, vedi te; e comunque resta qua, giù, non lasciarti indossare quel nome che infetta, asso-piglia-tutto, eminente-marxista, eminenza, vedetta, e – concludendo – sfida in excelsis, più in su di ogni voglia o ira... TET Ma il reale e il fantasmatico, l’autre e l’ovvio impallidisce e vira, di fosfeni brulica il quadro e il mio corporeo schema, in fosfeni il perverso e la regola il sempre e il mai scema; lo spazio, il rastremato e sconfinato spazio di un deficit crea l’alibi in cui questa maramaglia e frattaglia di idee si bea: oh ricupero in suicidio, coagulamento nell’atto-uno, infine. E invece rievocazione-doping per interposta persona, esalazione di cine. Forse l’apparato è pronto, là sul colle famoso, la flebo col trucco, goccia a goccia nel cotto nel solfo, flebo di « », placebo, , e io dall’alto del come-suicidio sul colle famoso guardo in tondo e m’istituisco goccia a goccia in leader feroce del (mio) mondo. Per questo, oggi, o maghi delle arti, dall’umana figura nonostante i vostri editti ho tolto la censura, per questo a ogni dichiarato spifferato spampanato discorso nonostante voi, angeli del magistero, ho tolto il morso: è roba che mai non spurga dal suo-sé e si riconvoglia nel fondo dove sbarrato sta il significante che è leader feroce del mondo. JODH Gong: e comincia il verde i pollini a fiocchi a ragna e l’allergia e il rifiuto che li rende magagna; su, bambine, è primizia e gemma, la luna lo attesta, vanno in amore benzine ed essenze, ogni stecco va in festa, e Pieve di Soligo ai nostri piedi formicola, pascola comunioni e focacce, per campi e selve svicola, e Pieve di Soligo vuota boccali di bianco e di rosso così che rosso-passio e bianco-surrexit sarà presto voto D.C. È per quei della Pieve questa brama: sole/piova salume e ova, sgusciare, levare la pellicina a tanta bellezza nuova, toccare in puerile gaudio, appena fuor del secolo di veti e stenti, cosce e cibarie, a picnic, con diti lingue e denti, contare tanto fatto e mucchio, soldi e saldi nei mercati – fabbriche allevamenti inceneritori a turno intasati. KAPH Dic nobis Maria: quid vidisti in via? Ho visto attizzarsi consumarsi il mito del vedere. Dic nobis Maria: quid vidisti in via? Ho visto trionfare le cose puttane, emarginarsi le vere. Dic nobis Maria: quid vidisti in via? Ho visto insacrarsi insensarsi il vivario il braciere. Fa’ o Signore che – ma il tuo fare cos’è? Fa’ o Signore che – ma non vedo perché. Fa’ o Signore – e tutto si disponeva, ma altrove, in valore. Fa’ o Signore – e s’apre lo schizoma nel suo puro albore. Fa’ o Signore – e preme e lievita il cosmico soma congiuntamente a vita e a morte nel producente schizoma. LAMEDH Sì, qui, Tu . . . . . . . . . . . . . . . . . .e blocco . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .e sbocco; sì, io penso a Te-voi, ∪ – ∪, penso a Voi-te, veglio in iperacusia, cerco a tentoni i congegni per cui s’inneschi l’universa euforia; per questo scatto, schizo, tic, rovesciata è la pietra, scinde le sue mascelle, grida, la terra e l’etra: gloria gloria, roar roar, tigre tigre, scoreggiano i cori di cars, di jets, di rockets: omnes sicut dii, coi motori! roar roar romba sbomba e impremia ed a gloria appella gli utenti, promette all’asfalto ossa cervella budella, gloria gloria, schizo schizo, scrash scrash, non è qui, bau bau da polo a polo sopra l’ecumene già per passione esausta ma ora in morbino, in fizz! E da villette-benessere posteggi banche stande casediddio passeggi astroporti ponteggi, non è qui, caì caì, bog bog, i cani dei sempre-più-ricchi abbaiano grassamente, tosati, gole piene, canori picchiano, schizo schizo, yuk yuk, ceffi appuntiti da lusso, ceffi poliziotti da fiuto, ceffi lecconi, tra lenzuola o in caserme o in salotti: la terra e l’etra ti abbaia il suo consenso, la tua gloria quae non est hic, la sua, qui, canina e classista, la sua storia che gonfia cani e col bulldozer travolge scarti umani arsi d’inedia, d’inesistenza, li sparge di calce se ne disinfesta mani menti uniformi e paramenti, s’affretta s’adopra intorno alla pietra da te, Signore, rimossa, gliela rovescia sopra. MEM —— Oh una chiusa più mite più conforme a più incavata una come una —— Tutto ebbi, aiutato da un po’ di luna, e poi plenilunio e aprile —— πρòς τίνα A chi άπελευσόμεθα; andremo noi? —— ρηματα parole ζωης αίωνίου di vita eterna έχεις; hai? —— Certo, il vero possesso, i mezzi espressivi —— Tra l’astinenza e il buon piatto; in limine, lo sdrucciolevole —— La Luna che là fu un attimo ma lumachina nei lievi dei suoi raggi esitanti spezzati e parole-di-vita e pozze-di-vita —— Ora tutto è disteso svolto in dolcissima non-violenza —— «Vedi il fiore marcito in un riflesso. Vedi il fiore in un brivido, surrexit» —— Vedi, alla fine, scodinzolare questo girino —— «Voce, prego, voce!» —— Dove i cani le gole i fari le resurrezioni? —— O voci voci Svuota bene le tasche rovesciale (Aus: Pasque, 1973)
Pier Paolo Pasolini über La Pasqua a Pieve di Soligo: Im Zentrum des Bands Pasque (Ostern) kampiert ein gewichtiges Gedicht in Alexandrinern: Ostern in Pieve di Soligo. Es ist ein dramatisches Gedicht, bei dem wie auf einer idealen Bühne eine Reihe von Figuren, die mit den Namen der Buchstaben des hebräischen Alphabets angesprochen werden, einander ablösen. Jede von ihnen deklamiert ihren gereimten récit, der Ostern zum Thema hat: Das katholische und das laizistische Ostern, das klerikale und das antiklerikale Ostern, das Ostern des Folkloristen und das Ostern des Geschichts- und Religionswissenschaftlers, das Ostern des Psychiaters und das Ostern des Soziologen, der sich mit dem Bauernproblem befaßt, das Ostern des Gelehrten und das Ostern des Devianten, der alle Dissoziationen und Entrealisierungen durchlebt, die der Wissenschaft wohlbekannt sind. Der Stil ist dezidiert komisch, auch in äußerlicher Hinsicht (im Rückgriff auf eine traditionelle Redeweise und Metrik). Alles das macht aus Ostern in Pieve di Soligo ein Gedicht von klassischer Bauart: und zwar gerade vermittels der Logik jener „wissenschaftlichen Esoterik“, die ich zur Technik und Ideologie des gesamten Buchs erheben möchte. Hier tritt sie uns in einer Gestalt gegenüber, die auch äußerlich rational ist. Und eben darum stellt sich Ostern in Pieve di Soligo als eine Art großes Aufbegehren dar, das nicht nur lyrisch – in der Authentizität einer „Devianz“, die jedwede Form des kulturelles „Unterbaus“ entheiligt und ins Lächerliche zieht – sondern auch objektiv durchlebt wird, und zwar in der, wenn auch provisorischen, Annahme einer Plattform oder zumindest eines „terreno franco“, auf dem die Kultur eine Währung mit gutem Tauschwert ist. So ist Ostern in Pieve di Soligo auf anormale und skandalöse Weise das, was in der Konvention der Schönen Literatur als „engagierte Dichtung“ bezeichnet werden kann. Und dieser Kompromiß... historisch, und zwar mit einer Historie, gegen die auf extremistische Weise aufbegehrt wird, ist genau das, was diesem Gedicht verleiht, worauf andere Gedichte, auch da wo sie vielleicht strenger vorgehen, willentlich verzichten (man könnte vielleicht sagen: ein Empfänger). Wir haben es hier mit dem bedeutendsten Gedicht zu tun, das in diesen Jahren in Italien geschrieben worden ist; womöglich sogar seit den Fünfziger Jahren. („Andrea Zanzotto, Pasque”, Text von 1974, später in: Descrizioni di descrizioni, 1979, Übersetzung: T. P.) Andrea Zanzotto schreibt über sein Gedicht: Dieses noch junge Stück trägt den Titel La Pasqua a Pieve di Soligo – Ostern in Pieve di Soligo (so heißt das Dorf, in dem ich lebe), und es soll auch eine Hommage an Blaise Cendrars sein, der das wunderschöne Langgedicht Les Pâques à New York geschrieben hat. Es ist ein Versuch der Anamnese und eine Art Bilanz, die jedoch in der Schwebe verharrt. Ostern in Pieve di Soligo ist auch Ostern an jedem anderen Ort oder an keinem Ort. Ostern mit all seinen Implikationen, seinen mythischen Hintergründen, seinen Hoffnungsverheißungen, die heute negiert werden – denn ich glaube nichts liegt dem heutigen Menschen ferner als ein solches Frühlingsgefühl, dazu noch entflammt vom Glanz des resurrexit. Und doch können all diese Stimuli, diese menschlichen, symbolischen, historischen Präsenzen – historisch sogar in ihrer Anbindung an eine „Geschichte der Metaphysik“ (für Borges existiert auch die „Geschichte der Ewigkeit“) – auch heute noch Bestand haben, und auf jeden Fall stehen sie unmittelbar vor uns. Wir können diese Präsenzen nicht nicht wahrnehmen, in einer besonderen, schwierigen Form des Verhaftetseins. Und sicherlich gilt das resurrexit, zumindest im Halbdunkel, als Anspielung auf den Aufstand aller Unterdrückten, Vampirisierten, Lebendigen-Leibs-Verspeisten, auch wenn die Unterdrücker selbst, die auf dem Thron zu sitzen meinen, ihrerseits im Sumpf stecken: krebsbefallen und kläglich sind. Das resurrexit spricht immer noch zu uns, von einem Traum der „universellen Therapie“, erinnert uns zumindest daran, dass es in dieser „storia idiota di vampiri“, in dieser „idiotischen Vampirgeschichte“ der Verbrechen und furiosen Vergeblichkeiten, in die wir alle mehr oder weniger verstrickt sind, vielleicht so etwas wie einen glückhaften Lichtspalt gibt. (Aus: „Uno sguardo dalla periferia“, 1972, später in: Prospezioni e consuntivi, 1999, Übersetzung: T. P.) |
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