23. März 2009
italo.log
Die wöchentliche Gedichtanthologie aus Italien.
Herausgegeben von Roberto Galaverni und Theresia Prammer. » Kontakt
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111: Andrea Ponso 110: Paolo Bertolani 109: Andrea Temporelli 108: Ermanno Krumm 107: Patrizia Cavalli (3) 106: Vivian Lamarque 105: Giancarlo Majorino 104: Toti Scialoja 103: Emilio Rentocchini 102: Eugenio Montale (4) 101: Maria Luisa Spaziani 100: Ignazio Buttita 099: Simone Cattaneo 098: Nanni Balestrini 097: Nino Pedretti 096: Marco Giovenale 095: Valentino Zeichen 094: Elio Pagliarani 093: Bartolo Cattafi 092: Luciano Cecchinel 091: Eugenio de Signoribus 090: Guido Ceronetti 089: Andrea Zanzotto (4) 088: Matteo Marchesini 087: Nicola Gardini 086: Attilio Bertolucci (2) 085: Flavio Santi 084: Gesualdo Bufalino 083: Gherardo Bortolotti 082: Giuliano Mesa 081: Albino Pierro 080: Beppe Salvia 079: Ottiero Ottieri 078: Eugenio Montale (3) 077: Antonio Riccardi 076: Amelia Rosselli (2) 075: Nelo Risi 074: David Maria Turoldo 073: Pier Paolo Pasolini (3) 072: Franco Scataglini 071: Patrizia Vicinelli 070: Milo de Angelis (2) 069: Umberto Piersanti 068: Giorgio Orelli 067: Elisa Biagini 066: Remo Pagnanelli (2) 065: Carlo Bettocchi 064: Vittorio Sereni (2) 063: Giorgio Bassani 062: Federico Italiano 061: Gabriele Frasca 060: Andrea Zanzotto (3) 059: Patrizia Cavalli (2) 058: Antonio Porta 057: Vincenzo Frungillo 056: Gianni D'Elia 055: Gregorio Scalise 054: Giorgio Caproni (2) 053: Stefano Dal Bianco 052: Biagio Marin 051: Elsa Morante 050: Franco Buffoni 049: Franco Loi (2) 048: Ferruccio Benzoni 047: Eugenio Montale (2) 046: Adriano Spatola 045: Dario Bellezza 044: Tonino Guerra 043: Luciano Erba 042: Jolanda Insana 041: Mario Luzi 040: Primo Levi 039: Valerio Magrelli (2) 038: Paolo Volponi 037: Alda Merini 036: Pier Paolo Pasolini (2) 035: Patrizia Valduga 034: Aldo Nove 033: Raffaello Baldini 032: Maurizio Cucchi 031: Piero Bigongiari 030: Andrea Zanzotto (2) 029: Gerhard Kofler 028: Remo Pagnanelli 027: Andrea Gibellini 026: Fabio Pusterla 025: Michele Sovente 024: Anna Maria Carpi 023: Gian Mario Villalta 022: Edoardo Sanguineti 021: Roberto Roversi 020: Patrizia Cavalli 019: Giuseppe Conte 018: Giovanni Giudici 017: Valerio Magrelli 016: Giorgio Caproni 015: Andrea Zanzotto 014: Attilio Bertolucci 013: Emilio Villa 012: Giampiero Neri 011: Giovanni Raboni 010: Amelia Rosselli 009: Sandro Penna 008: Antonella Anedda 007: Pier Paolo Pasolini 006: Fernando Bandini 005: Milo de Angelis 004: Vittorio Sereni 003: Franco Fortini 002: Franco Loi 001: Eugenio Montale
satt.org-Links:
Latin.Log Gedichte aus Lateinamerika (2005-2008). Herausgegeben von Timo Berger und Rike Bolte.
Lyrik.Log Die Gedichtanthologie (2003-2005). Herausgegeben von Ron Winkler.
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57: Vincenzo Frungillo
SEQUENZ III (Auszug) Im Licht der Triumphe
In diesem klaren Licht ereignen sich Triumphe so blasphemisch, so eindeutig, so solar für die Berliner Kirche und ihr dumpfes Tönen in verschneiten Kuppeln, bitter war das für die Trainer, welche diese Muskeln, mächtig aufgepumpt beschirmen mußten vor dem Blick der Gegner und der Fotografen «wir sind besonders, so besonders, keiner kommt uns nach» nur das, kein andrer Handschlag wird für ihre Flügel wahr.
Und später, auf dem Podium, mit einem einzigen Refrain, dem einen Faden, der sie an die Mauer schweißt, so klingen leise durch die Hymnen die Gehirne der stumme Marsch, der in die Zukunft weist, doch jedes Lächeln, plötzlich, so gewinnend, zerreißt den Faden, scheint zum Flug bereit: ein Schwenk auf strahlende Gesichter schenkt der Welt die hellen blauen Seelen, die auf ihrem Grund nichts hält.
(übertragen von Theresia Prammer)
Vincenzo Frungillo, Le Lettere, 2009 Stasi Archiv BstU, Berlin |
Panorama, La fabbrica dei mostri |
SEQUENZA III La luce dei trionfi
È in questa chiara luce che arrivano i trionfi così blasfemi, così evidenti e solari per la chiesa di Berlino e i suoi tonfi nelle cupole di neve, in qualche modo amari per gli allenatori che quei muscoli così gonfi tengono lontani dai fotografi e dagli avversari «noi siamo speciali, noi siamo speciali, noi siamo speciali» questo l’unico battito di mani consentito alle loro ali.
E allora al podio con un solo ritornello, con il solo filo che le tiene legate al muro, così suona piano sull’inno il loro cervello la marcia muta che conduce nel futuro, ma ogni sorriso, improvviso, così bello, strappa il filo, è un volo puro: una carrellata di volti gioiosi regala al mondo le anime azzurre ognuna in fuga sul proprio sfondo.
(Aus: Ogni cinque bracciate, 2009)
Foto © Sfoca.Photo
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Vincenzo Frungillo, 1973 in Neapel geboren, veröffentlichte 2002 seinen ersten Gedichtband, Fanciulli sulla via maestra. 2007 war Frungillo, der u.a. in Deutschland Philosophie studiert hat, Finalist des Premio Antonio Delfini, was ihm die Publikation eines Auszugs aus seinem Buchprojekt Ogni cinque bracciate ermöglicht. Nach mehreren Veröffentlichungen in Anthologien und im Netz erschien 2009 im von Andrea Cortellessa betreuten Verlag „Le Lettere“ in Rom der gesamte Zyklus: ein episches Langgedicht in Oktaven über die tragisch-erfolgreichen, gedopten DDR-Schwimmerinnen der Siebziger und Achtziger Jahre, welches die Schwimmtechnik von Ute, Lampe, Karla und Renate (ein Atemzug nach jeweils fünf Schwimmzügen) in ein adäquates Metrum zu übersetzen sucht: „Jede Oktave ein Armstoß, jede fünfte Oktave eine Pause und jede Pause das Risiko der Niederlage. Oder die Möglichkeit, daß die Geschichte Atem holt“ (V. Frungillo). Ogni cinque bracciate erschien mit Vor- und Nachworten von Elio Pagliarani und Milo de Angelis sowie einem Anhang zeitgeschichtlicher photographischer Dokumente aus den Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.
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Milo de Angelis über dieses Unternehmen:
«Renate möchte wissen, warum sie bei jedem Sieg / eine Leere fühlt, die kein Gedächtnis hat, / die auf den Grund hinabsinkt wie ein Blutspakt / den Europa, ehe sie zur Welt kam, schon getroffen hat». Hier verknüpft das Langgedicht seine poetische Natur mit der Chronik der Nachkriegsjahre, mit ihren grausamen geographischen Verteilungsabkommen. Und die Faszination von Bei jedem fünften Schwimmzug liegt genau in dieser doppelten Natur. Auf der einen Seite ist es das Gedicht eines Immerzu: Archetyp der Jugend, ihrer Risikobereitschaft und ihrer in den Wettkampf gestreckten Körper. Auf der anderen Seite ist es historisch, Geschichte. Und zwar auf die präziseste aller Weisen, indem es sich ein knappes Segment herausgreift: die Zeit der Triumphe Ostdeutschland, von den Olympischen Spielen in München bis zu jenen von Moskau. Doch dieser Zeitabschnitt seinerseits fällt, in einem faszinierenden Zirkelschluß, mit unserer Jugend zusammen, der Zeit, als wir in unseren Schwarzweißfernsehern Kornelia Ender, Marlies Gohr und Marita Koch bewundern konnten, ihre androgynen und perfekten Körper, als wir in der außerordentlichen Opferbereitschaft, im absoluten Willen, sich aufzubrauchen, einen verführerischen und gefährlichen Weg gewahrten, einen totalen und keine Umkehr gestattenden, etwas, was heimlich mit der Dichtung im Bunde stand. („Postfazione“, in: Vincenzo Frungillo, Ogni cinque bracciate, 2009, Übersetzung: T. P.)
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